Keine Ruhe im Weißen Haus! In den letzten Tagen haben sich die Entwicklungen rund um die Veröffentlichung der Ermittlungsakten überschlagen. Der Funke, der alles entzündete: Trumps anfängliche Weigerung, die Epstein-Dokumente freizugeben – eigentlich eines seiner wichtigsten Wahlkampfversprechen; jetzt aber erleben wir die Wende. In unserer August-Ausgabe haben wir die aktuellen Hintergründe unter dem Titel „Trump im Zwielicht“ ausführlich in einem Dossier zusammengetragen. Hier mehr erfahren.

    Mit wenigen Worten auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social setzt er die eigene Partei unter Zugzwang: Die Republikaner sollen die vollständigen Listen freigeben. Keine Hintertüren, keine Ausnahmen. Trumps Begründung: Die Partei müsse zeigen, dass sie bereit sei, die Wahrheit offenzulegen.

    Neue Mails, alte Fragen

    Am 12. November tauchten neue Interna aus dem Epstein-Skandal auf – E-Mails, die im Zuge einer größeren Aktenlieferung veröffentlicht wurden und nun für politische Erschütterungen sorgen. Darin behauptet der verstorbene Sexualverbrecher selbst, Trump habe „Stunden mit einem Opfer“ in seinem Haus verbracht.

    In einer Nachricht an Ghislaine Maxwell, seine wichtigste Komplizin bei der Anwerbung minderjähriger Mädchen, schrieb er, der „Hund, der nicht bellt, sei Trump“. Eine Formulierung, die wohl andeutet, dass eine als Opfer bezeichnete Frau längere Zeit mit dem damaligen Unternehmer zusammen gewesen sein soll, ohne dass ihr Name je öffentlich fiel.

    Jeffrey Epstein. | Foto: Wikimedia Commons

    Eine weitere E-Mail aus dem Jahr 2019 geht noch weiter: Epstein behauptet darin, Trump habe „natürlich von den Mädchen gewusst“ und Maxwell sogar gebeten, „damit aufzuhören“. Welche Situation genau gemeint ist, geht aus dem Schriftverkehr allerdings nicht hervor.

    Doch der Ton lässt erkennen, dass Epstein Trump offenbar tiefer in seine Kreise verwickelt hielt, als bislang öffentlich angenommen.

    Feuer im MAGA-Lager

    Noch letzte Woche trat Trump hart auf die Bremse. Die Veröffentlichung der Akten, so warnte er, könne „nur Chaos und billigen Krawall“ erzeugen. In einer weiteren Ansage erklärte der Präsident: „Epstein war ein Demokrat, und er ist das Problem der Demokraten, nicht das der Republikaner.“ Trump mahnte: „Verschwendet eure Zeit nicht mit Trump. Ich muss ein Land regieren.“

    Doch die eigene Bewegung ließ ihm wenig Raum für Rückzug. Viele ursprüngliche MAGA-Schlüsselfiguren riefen ihm ins Gedächtnis, dass die Veröffentlichung der Akten zu den Kernversprechen des letzten Wahlkampfs gehörte:

    Die Ausschussvorsitzende Marjorie Taylor Greene, einst als ultratreue Trump-Verbündete gefeiert, stellte sich offen gegen ihn: „Transparenz darf keine Parteifrage sein“, stellte sie fest. Trump konterte gereizt, Greene würde „nur Schlagzeilen“ suchen.

    Der größte Podcaster der Welt – Tucker Carlson – warf der Regierung vor, Fragen zum Skandal systematisch abzublocken: „Dass die US-Regierung meine Fragen nicht ernst genommen hat und stattdessen sagte: ‚Fall abgeschlossen, halt die Klappe, Verschwörungstheoretiker‘ das ging mir zu weit.“

    Selbst aus dem vertrautesten Umfeld kam ein Stich: Steve Bannon, Trumps Wahlkampfchef von 2016, warnte am 10. November in seinem Podcast War Room, dass die MAGA-Bewegung „zutiefst enttäuscht“ wäre, sollte Trump die Offenlegung weiter blockieren – ein deutlicher Hinweis, dass die Basis Antworten erwartet.“

    Machtpoker

    Nun schlägt Trump in die entgegengesetzte Richtung aus. Obwohl sein eigener Name seit Jahren in Verbindung mit Epstein auftaucht, fordert er plötzlich die vollständige Freigabe. „Wir haben nichts zu verbergen. Es ist Zeit, nach vorn zu blicken“, stellt er entschlossen auf Truth Social klar. Aus Zurückhaltung wird Entschlossenheit und Trumps Einlenken wird zum Maßstab dafür, wer bereit ist, die Wahrheit nicht länger zu scheuen.

    Brisant ist vor allem der Zeitpunkt: Heute muss das Repräsentantenhaus über den Epstein Files Transparency Act (das Transparenzgesetz zu den Epstein-Akten) abstimmen. Bis zu hundert Republikaner könnten für die vollständige Freigabe stimmen, warnte Kongressabgeordneter Thomas Massie.

    Für Trump wäre eine solche offene Revolte ein fatales Zeichen der Schwäche – besonders jetzt, da neu veröffentlichte E-Mails seinen Namen erneut ins Spiel bringen. Wenn er die Initiative nicht zurückerobert, droht ihm die Deutungshoheit über den Skandal abhanden zu gehen. Mit der plötzlichen Kehrtwende versucht er, den Sturm zu lenken, bevor er selbst von ihm erfasst wird.

    In unserer August-Ausgabe haben wir die aktuellen Hintergründe unter dem Titel „Trump im Zwielicht“ ausführlich in einem Dossier zusammengetragen. Hier mehr erfahren.

     

     

     

     

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