Ein Arzt, der Täter therapierte – und selbst zum Täter wurde. Der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt forderte sechs Todesopfer und erschütterte ein ganzes Land. Nun steht Taleb al-Abdulmohsen vor Gericht. Mehr rund um den Prozess erfahren Sie heute Abend im Brennpunkt des Tages von COMPACT-TV (Schalten Sie ein!) sowie in unserer brandneuen Spezial-Ausgabe „Mädchen, Messer, Morde Die Opfer der offenen Grenzen von Merkel bis Merz“. Wir haben diesen Fall und weitere Fälle gründlich für Sie aufgearbeitet. Hier mehr erfahren.

    Gestern begann der Prozess gegen Taleb al-Abdulmohsen, den mutmaßlichen Täter des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Auf einem weitläufigen, streng gesicherten Gelände im Osten der Landeshauptstadt – rund anderthalb Fußballfelder groß – entstand innerhalb von drei Monaten ein neuer Gerichts­komplex.

    Hinter hohen, blickdichten Zäunen mit Stacheldraht wurden zwei Leichtbauhallen errichtet. Der zentrale Gerichtssaal allein misst 60 mal 35 Meter – ein Symbol für die Dimension und Bedeutung des Verfahrens. Das Justizministerium Sachsen-Anhalts spricht von einem Wendepunkt: Der Anschlag markiert eine Zäsur in der Geschichte unseres Landes.Mit rund 700 Beteiligten sowie jeweils etwa 100 Zuschauern und Medienvertretern sowie 47 geplanten Verhandlungstagen sprengt dieser Prozess alle bisherigen Maßstäbe.

    Bislang hat das Land rund 1,7 Millionen Euro in den Bau investiert. Hinzu kommen monatlich 390.000 Euro Miete und am Ende 700.000 Euro für den Abbau. Sollte das Verfahren wie geplant fünf Monate dauern, summieren sich die Kosten für die Hallen auf etwa 4,5 Millionen Euro.

    Die Tat, die das Land erschütterte

    Am 20. Dezember 2024 raste Taleb al-Abdulmohsen mit einem BMW-SUV in die Besuchermenge des Magdeburger Weihnachtsmarkts. Laut Anklage tötete er dabei sechs Menschen – fünf Frauen im Alter zwischen 45 und 75 Jahren sowie einen neunjährigen Jungen. In 338 weiteren Fällen wird ihm versuchter Mord, in 309 Fällen gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. 29 der Betroffenen blieben unverletzt, galten jedoch juristisch als gefährdet.

    Die Opfer kamen aus dem ganzen Land – kaum ein Bundesland blieb verschont. Selbst aus dem Ausland waren Menschen unter den Verletzten: aus Spanien, den USA und Großbritannien. Der Anschlag traf nicht nur Magdeburg – er traf Deutschland ins Mark.

    Vom Psychiater zum Angeklagten

    Noch vor der Tat kümmerte sich al-Abdulmohsen um Menschen, die selbst mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren – als Facharzt für Psychiatrie auf drei Stationen im Maßregelvollzug. Heute sitzt er auf der anderen Seite.

    Der 51-Jährige stammt aus Saudi-Arabien und lebt seit 2006 in Deutschland. Nach seiner Facharztausbildung in Mecklenburg-Vorpommern erhielt er 2016 Asyl als politisch Verfolgter. Vier Jahre später arbeitete er in Bernburg, wo er suchtkranke Straftäter behandelte.

    Schon lange bevor er in den Schlagzeilen auftauchte, war al-Abdulmohsen im Netz eine lautstarke Figur. Auf der Plattform X (früher Twitter) veröffentlichte er mehr als 121.000 Beiträge, betrieb eine eigene Website und wetterte dort in scharfen Worten gegen den Islam. Seine Posts schwankten zwischen politischer Provokation und fanatischer Selbstinszenierung.

    Zunehmend attackierte er deutsche Behörden in wütenden Tiraden. Kollegen und Vorgesetzte beschreiben ihn als verschlossenen Einzelgänger – fachlich unsicher, menschlich unberechenbar. Immer wieder habe er Patienten falsch behandelt, sich häufig krankgemeldet und den Kontakt zum Team gemieden.

    Der Prozess und seine Abgründe

    Kein Wort, kein Laut, als der Angeklagte Platz nahm. Nur das Rascheln von Papier, das Klicken einer Kamera. Hinter der Panzerglasscheibe starrten Angehörige auf den Mann, der ihr Leben zerstört hatte. Al-Abdulmohsen blieb regungslos, den Blick ins Leere gerichtet. Als er sprach, wurde es unruhig im Saal: Einige Nebenkläger schüttelten fassungslos den Kopf, andere wandten sich ab. Eine Frau verließ weinend den Raum, kurz darauf folgten weitere. Zum Auftakt des Verfahrens präsentierte der Angeklagte auf einem Laptop mehrere wirre Botschaften. Auf dem Bildschirm erschienen unter anderem die Worte „Sept. 2026“ und später „MagdeburgGate“. Was er damit zum Ausdruck bringen wollte, bleibt unklar.

    Statt – wie aufgefordert – über den Tattag zu sprechen, redet Taleb al-Abdulmohsen über seinen Hungerstreik. Schon in der Untersuchungshaft habe er 26 Tage lang nichts gegessen, sagt er, und betont: „Ich bin gesünder als durchschnittlich.“Seit gestern verweigere er erneut die Nahrungsaufnahme – diesmal drei Wochen lang.

    Der Vorsitzende Richter reagiert kühl. Der Gesundheitszustand werde überwacht, ein Hungerstreik könne das Verfahren jedoch „nicht dauerhaft blockieren“. Sollte sich al-Abdulmohsen absichtlich verhandlungsunfähig machen, werde das Gericht ohne ihn fortsetzen. Im Verlauf der Anhörung steigern sich seine Aussagen weiter. Schließlich behauptet er, nicht er selbst, sondern die Polizei habe den Anschlag verübt. Die offizielle Darstellung, so sein Vorwurf, täusche die Opfer und verhöhne ihr Leid.

    Er habe die Tat begangen, damit „die Welt ihn hört“

    Der Angeklagte schweift ab: Er spricht über im Gefängnis verfasste Gedichte, Islamkritik, Feminismus und sogar den Urknall. Der Vorsitzende Richter stoppt ihn mehrfach und macht klar, er solle sich auf die Tat beschränken – andernfalls werde das Mikrofon abgeschaltet. Erst auf erneute Aufforderung geht al-Abdulmohsen auf den 20. Dezember 2024 ein. Er schildert seine Anreise nach Magdeburg, betont die pünktliche Zugankunft und die knappe Zeit bis zur Schließung der Autovermietung. Ein plötzlich auftauchendes Taxi sei entscheidend gewesen: Wäre es nicht gekommen, so behauptet er, wäre er weitergefahren „und hätte einen Spaziergang im Wald gemacht.“ So versucht er, die Tat als Folge von Zufällen und nicht als geplant darzustellen.

    Im weiteren Verlauf seiner Aussage springt al-Abdulmohsen zwischen Themen und Widersprüchen. Mal betont er seine Loyalität zu Deutschland und bezeichnet sich als „guten Aktivisten“, dann schildert er frühere Anschlagspläne auf die Staatsanwaltschaft Magdeburg, Sprayaktionen und verschiedene Tatvarianten – von Gaszylindern bis zum Auto. Immer wieder erklärt er, die Tat sei das Ergebnis von Zufällen, nur um wenig später von einer monatelangen Vorbereitung zu sprechen.

    Er sagt, er habe die Tat begangen, damit „die Welt ihn hört“, gesteht jedoch die strafrechtliche Verantwortung ein. Zugleich erhebt er Vorwürfe gegen seine Anwälte, spricht über Religion, Feminismus und Physik. Mehrfach muss der Vorsitzende Richter eingreifen und ihn zur Ordnung rufen, ehe er schließlich die Verhandlung unterbricht: Die Konzentrationsgrenze sei erreicht – „auch für mich,“ sagt er, und ordnet die Mittagspause an.

    Wie der Prozess ausgeht, ist ungewiss – zumal einige Medien und Politiker al-Abdulmohsen rechte Tendenzen zuschreiben. Kurz nach dem Anschlag erklärte der thüringische Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer: „Selbst wenn sich eine psychische Störung herausstellen sollte, lässt sich an den Beiträgen des mutmaßlichen Täters im Internet eine gewachsene Radikalisierung mit Extremismusbezügen nach rechts in den letzten Jahren feststellen.“

    Der Prozess in Magdeburg ist mehr als ein Verfahren – er ist ein stiller Kampf zwischen Fassungslosigkeit und dem Wunsch nach Wahrheit. Dem 51-Jährigen droht eine lebenslange Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung. Auf die Frage des Richters, ob er das Fahrzeug gesteuert habe, antwortete al-Abdulmohsen ruhig: „Ich bin derjenige, der das Auto gefahren hat.“

    Schalten Sie heute Abend bei COMPACT-TV ein, wenn wir über den Prozess sprechen. Außerdem: In unserer neuen Spezial-Ausgabe „Mädchen, Messer, Morde Die Opfer der offenen Grenzen von Merkel bis Merz“ erfahren Sie Genaueres über den Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt und andere Morde durch Migranten. Hier bestellen!

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