Mehr als sieben Jahre nach dem Abschluss des Münchner NSU-Prozesses startet ein neuerliches Strafverfahren zum NSU-Netzwerk. Mit dem Prozess gegen die mutmaßliche Unterstützerin Susann Eminger rückt ein weiterer Baustein in den Fokus der Justiz. In COMPACT-Spezial „Attentate des Tiefen Staates “ lesen Sie Hintergründe zu diesem Komplex, von denen der Normalbürger nicht einmal ahnt. Hier mehr erfahren.

    Zwischen den Jahren 2000 und 2007 soll der sogenannte Nationalsozialistische Untergrund zahlreiche schwere Gewalttaten verübt haben. Beate Zschäpe und ihren Unterstützern werden Morde an neun Menschen mit türkischer oder griechischer Herkunft sowie an einer Polizistin zugeschrieben. Zudem soll die Gruppe zwei Sprengstoffanschläge und mehrere Raubüberfälle begangen haben. Die strafrechtliche Aufarbeitung dieser Taten stand im Mittelpunkt des Münchner NSU-Hauptprozesses, der 2018 mit Urteilen gegen Zschäpe und vier Mitangeklagte endete. Zahlreiche Ungereimtheiten irritieren allerdings bis heute.

    Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos: BKA-Fahndungsfoto des NSU-Trios. Foto: BKA

    Nach dem Ende des Münchner NSU-Verfahrens betonten Angehörige der Opfer immer wieder, dass die Aufarbeitung nicht abgeschlossen sei. Die Bundesanwaltschaft setzte ihre Ermittlungen fort und erhob im Februar 2024 Anklage gegen Susann Eminger. Ihr wird vorgeworfen, eine terroristische Vereinigung unterstützt und Beihilfe zu einer schweren, bewaffneten räuberischen Erpressung geleistet zu haben.

    Ihr Ehemann André Eminger war bereits 2018 im großen NSU-Prozess in München wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden und hat seine Strafe inzwischen verbüßt.

    Vorwürfe gegen Susann Eminger

    Die Anklage wirft Eminger konkret vor, Beate Zschäpe ihre Krankenkassenkarte überlassen zu haben, damit diese unerkannt medizinische Behandlungen in Anspruch nehmen konnte. Außerdem soll sie ihre eigenen Personalien genutzt haben, um Bahncards für Zschäpe und Uwe Böhnhardt zu beschaffen. Im Oktober 2011 habe Eminger die beiden schließlich zu einem Wohnmobil gefahren, das das NSU-Trio kurz darauf für seinen letzten Raubüberfall in Eisenach nutzte.

    Für den Prozess sind mehrere Verhandlungstage angesetzt. Neben Zeugenaussagen sollen auch Aktenbestände aus dem früheren NSU-Verfahren erneut ausgewertet werden. Die Verteidigung weist die Vorwürfe zurück und betont, konkrete Beweise für eine bewusste Unterstützung rechtsterroristischer Aktivitäten fehlten.

    Zunächst hatte der Staatsschutzsenat des OLG Dresden im Oktober 2024 die Eröffnung des Hauptverfahrens wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung abgelehnt. Aus Sicht des Gerichts ließ sich nicht nachweisen, dass Susann Eminger von den Mordtaten Kenntnis hatte. Der Bundesgerichtshof (BGH) kassierte diese Entscheidung im April 2025 jedoch. Die Karlsruher Richter sahen genügend Anhaltspunkte dafür, dass Eminger das Trio unterstützt haben könnte. Daher muss nun ein anderer Senat des OLG Dresden die Anklage prüfen und das Verfahren führen.

    Für das aktuelle Verfahren sind zahlreiche Verhandlungstage bis Juni 2026 geplant. Sollte Eminger schuldig gesprochen werden, droht ihr eine Freiheitsstrafe von mehreren Jahren.

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