Sie kamen aus dem Norden und gründeten Reiche in ganz Europa und in Nordafrika. Was von einigen Historikern bestritten wird, ist durch die moderne Wissenschaft längst erwiesen, wie unser Autor in seinem Werk „Archäogenetische Irrwege“ aufzeigt. Hier mehr erfahren.

    _ von Dennis Krüger

    Den ersten Teil dieses Beitrags finden Sie hier.

    Ab 5000 v. Chr. erscheint die europide Y-Haplogruppe I2 eng verbunden mit der Ausbreitung der Megalithkultur und ihren Anlagen aus großen Steinen. Auch für sie lässt sich eine Südost-Richtung nachvollziehen. Als früheste steinerne Anlagen gelten derzeit Megalithgräber in der Bretagne, allerdings ist es nicht unwahrscheinlich, dass die um diese Zeit schon in vollendeter Perfektion entstehenden Bauten auf Vorgänger zurückblicken, die noch weiter im Norden entstanden sein könnten. Entlang der Flussläufe dringen Menschen der Megalithkultur bis zum Schwarzen Meer vor, wo ebenfalls Großsteinbauten errichtet werden.

    Als die Nordvölker Europa eroberten

    Im Laufe des 4. Jahrtausends erreicht die Megalithik auch den Mittelmeerraum mit Schwerpunkten in Nordafrika und auf mehreren Mittelmeerinseln. Hier hält sich die Großsteinbauweise in immer neuen Formen bis in das 2. Jahrtausend. Anders dagegen in Nord- und Mitteleuropa. Hier verschwinden die Y2-Träger an der Wende des 4. zum 3. Jahrtausend zunehmend. Zwar werden weiterhin noch steinerne Gräber errichtet und auch alte Steingräber weiter genutzt, die ursprüngliche Megalithidee jedoch hat ihren Zenit überschritten.

    An die Stelle der alten Adelsgeschlechter, die sich bislang ausschließlich in Großsteingräbern fanden, treten nun Angehörige der Y-Haplogruppen R1a und R1b. Ihre Heimat lag nicht etwa im Südosten, im der russisch-urkainischen Steppe, wie heute vielfach suggeriert, sondern im Baltikum. Gemeinsam mit der dort um 3000 v. Chr. entstandenden Schnurkeramikkultur stoßen die auch Streutaxtleute genannten Stämme erst nach Südwesten, später auch nach Südosten vor. Mit ihnen gelangen indogermanische Sprachen in weite Teile Eurasiens. Anders als die Megalithleute dringen die Schnurkeramiker ausschließlich auf dem Landweg vor.

    Von der Nordsee bis Ägypten

    In Europa selbst bildet sich um 2300 v. Chr. aus Schnurkeramikern, Glockenbecherleuten und Resten der alten I2-Adelsschicht die Aunjetitzer Kultur, die das führende Machtzentrum Mitteleuropas in der Bronzezeit darstellt. Zeitgleich türmt sich in Skandinavien schon die nächste Völkerwelle auf, die wenige hundert Jahre später ganz Europa überfluten sollte.

    Es handelt sich um die Vorfahren der Germanen, die unter der Y-Haplogruppe I1 identifiert werden können, die seit 2000 v. Chr. zunehmend an Bedeutung gewinnt. Als Kulturgruppe der Nordischen Bronzezeit stehen sie schon bald der Aunjetitzer Kultur ebenbürtig gegenüber. Seit dem 16. Jahrhundert v. Chr. übernehmen sie die Kontrolle über den schon seit Jahrhunderten ausgeübten Handel mit Bernstein, der von den Küsten der Nord- und Ostsee bis nach Ägypten gehandelt wird.

    Um 1200 v. Chr. brechen dann in Folge einer großen Naturkatastrophe – wahrscheinlich in Folge eines Meteoriteneinschlags – erneut große Völkerwellen aus dem Norden auf. Diese Episode wird heute unter dem Begriff der Urnenfelderkultur zusammengefasst und ist auch als Dorische oder Seevölkerwanderung bekannt.

    Die nun nach Süden strömenden Stämme beerben die alten indogermanischen Kulturen von Mykene, Troja und Hethitien. An ihrer Stelle entstehen neue Völker, wie die Kelten in Zentraleuropa, sowie neue Reiche, die uns einige Hundert Jahre später als klassische antike Staaten begegnen: Etrurien (Reich der Etrusker), Rom, Griechenland (Athen und Sparta).

    Der letzte Kampf

    Mit den neuen Erkenntnissen über den Norden als Ausgangspunkt zahlreicher Völkerwellen und Kulturimpulse werden aber auch die esoterischen Überlieferungen wieder interessant, die schon im 19. Jahrhundert zumindest einige heutige Erkenntnisse vorwegnahmen.

    So berichtet etwa der französische Esoteriker Alexandre Saint-Yves d’Alveydre von einem Zeitzyklus des Ram, der um 9000 v. Chr. begonnen haben soll. Zu dieser Zeit habe der Priesterkönig Ram, der „keltischen“, also wohl indogermanischen Ursprungs war, die Herrschaft an sich gerissen und ein theokratisches Herrschaftsreich der Weißen errichtet, das 6.000 Jahre andauerte und sich bis nach Asien erstreckt haben soll. Eine zumindest mögliche Übereinstimmung mit den südöstlichen Völkerzügen bis nach Göbekli Tepe (heute Türkei).

    Gegen 3100 v. Chr. sollen die Anhänger Rams in Folge der Abspaltung eines Teils des Reiches unter Führung eines gewissen Irshu ihre Machtstellung eingebüßt haben. Reste der Ram-Anhänger hätten sich der Legende zufolge in unterirdische Höhlen zurückgezogen und verborgene Reiche errichtet, deren bekanntestes jenes von Agarthi im Himalaya gewesen sei.

    Nun erscheint dieses Detail zugegebenermaßen reichlich unwahrscheinlich, jedoch existiert dafür noch eine weitere Quelle in Form einer irischen Sage. Dieser zufolge sollen sich die Tuatha de Danann, die von vielen Forschern mit den britischen Megalithbauten in Verbindung gebracht werden, nach einer Niederlage gegen die von Druiden geführten Milesier, in unterirdische Hügel zurückgezogen haben und hießen seitdem die Leute aus den Hügeln. Die Zeitangabe 3100 v. Chr. entspricht ziemlich genau der Zeit, als die alten Herrschergeschlechter der Y-Haplogruppe I2 rasant an Zahl verlieren und in vielen Gebieten durch R1a und R1b-Leute ersetzt wurden.

    Mit den Tuatha de Danann ebenso wie mit den Menschen von Agartha verbunden ist eine Überlieferung, die in ähnlicher Form auch für keltisch-germanische Herrscher existiert: Eines Tages sollen sie aus der Unterwelt hervortreten, um in einem letzten Kampf das Böse zu vernichten. Der Forscher Ferdynand Ossendowski verband diese Legende für die Menschen von Agartha mit dem Jahr 2029. Ob auch diese esoterische Überlieferung zutreffend ist, werden wir wohl erst in ein paar Jahren erfahren …

    Europas Frühgeschichte im Lichte der jüngsten genetischen und archäologischen Erkenntnisse: In seinem Werk „Archäogenetische Irrwege“ zeigt unser Autor Dennis Krüger auf, wo die Vertreter der Barbarenthese falsch abgebogen sind – und wie es wirklich ist. Hier bestellen.

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