Nach einschlägigen Erfahrungen im saarländischen Freibad St. Wendel ist einem Vater der Kragen geplatzt. Sein verzweifelter Brandbrief aber sorgt kaum für Aufsehen. In unserer druckfrischen August-Ausgabe widmet COMPACT diesem Thema sogar die Titelgeschichte. Helfen Sie mit, die Schweigespirale zu durchbrechen. Hier mehr erfahren.
Ein Familienvater schlägt Alarm! Obwohl das Freibad in St. Wendel erst kürzlich für Schlagzeilen sorgte, nachdem etwa 20 Jugendliche eine Massenschlägerei angezettelt und reihenweise Kinder mit Familien panisch die Flucht ergriffen hatten, gab es jetzt neuerlichen Ärger.
Ein diesmalige Vorfall, der die Sicherheitslage im Freibad in den Fokus rückte, ereignete sich im Nichtschwimmerbecken. Ein Vater, der mit seiner knapp dreijährigen Tochter das Freibad besuchte, musste sich gegen vier Jugendliche im Alter von etwa 16 Jahren „verteidigen“.
„Mit gebrochenem Deutsch“
In einem offenen Brief an die Stadtverwaltung schildert er die Situation und übt scharfe Kritik an der Sicherheitslage sowie am Umgang mit jugendlichen Störenfrieden. „Ich musste mich (…) im Beisein meiner kleinen Tochter im Nichtschwimmerbecken ‚verteidigen‘“, schreibt der Vater. Die Jugendlichen, die laut seiner Beschreibung „mit gebrochenem Deutsch“ sprachen, verhielten sich aggressiv, und nur das schnelle Eingreifen der Bademeister konnte die Situation unter Kontrolle bringen. Die Jugendlichen wurden aus dem Bad verwiesen, verließen es jedoch nicht ohne „verbalen Abgang“ und Beleidigungen.
In seinem Brief äußert der Vater, der unlängst noch Mitglied der SPD war, tiefes Unbehagen über die allgemeine Sicherheitslage: „Ich fühle mich zunehmend unsicher in meinem Heimatlandkreis.“ Er kritisiert, dass die Bademeister angewiesen seien, „nichts über die Herkunft der täglichen Problemfälle sagen zu dürfen“, was er als „Augenwischerei“ empfindet.
Wehe den Kritiker!
Der Vater spricht auch allgemeine Sorgen an: „Die Kinder und Jugend kann man definitiv nicht mehr aus den Augen lassen.“ Er berichtet weiter, dass er seit einem Jahr den Spielplatz im Stadtpark nach mehreren Vorfällen meide und auch der neue Spielplatz neben dem Hallenbad ihn enttäusche: „Auch dort habe ich es nun drei oder vier Mal versucht.“
Sein Eindruck ist, dass eine offene Diskussion über diese Probleme vermieden wird: „Es wird bewusst weggeschaut, das Thema totgeschwiegen und allenfalls gehofft, dass nichts Schlimmeres geschieht.“ Wer dennoch Kritik äußere, riskiere, „als ausländerfeindlich oder gar Nazi abgestempelt“ zu werden.
Zum Schluss richtet er einen Appell an Bürgermeister Peter Klär (CDU): „Bitte übernehmen Sie endlich die Verantwortung für Ihr Amt, Ihre besorgten Bürger (…) und damit einhergehend dem Wohl aller, damit es in unserer Heimat nochmal lebenswert wird!“

Die Stadtverwaltung sieht die Vorfälle jedoch als Teil des Schwimmbadalltags. Auf Anfrage der St. Wendeler Land Nachrichten erklärte sie, dass „die zunehmende Respektlosigkeit einer steigenden Anzahl von Badegästen aus allen Bevölkerungsgruppen gegenüber dem Aufsichts- und Servicepersonal“ ein wachsendes Problem darstelle. Diese Diskussionen aber würden die Aufmerksamkeit der Bademeister von ihrer Kernaufgabe, der Schwimmaufsicht, ablenken.
Vorzeitige Schließung als Lösung
Allerdings betonte die Stadt, dass „physische Übergriffe weiterhin kein signifikantes Problem“ seien. Auf die Frage, ob Mitarbeitern verboten worden sei, Angaben zur Herkunft von Störenfrieden zu machen, lautete die Antwort: „Nein.“ Man habe in der Regel keine Kenntnis über die Herkunft, und in laufenden polizeilichen Verfahren seien ohnehin keine Angaben zu Beteiligten erlaubt. Statt externer Sicherheitsdienste habe die Stadt das Personal durch eine vorgezogene Schließung des Hallenbads verstärkt, um den gestiegenen Besucherzahlen gerecht zu werden.
Die Vorfälle im Freibad St. Wendel stehen nicht isoliert. In anderen deutschen Freibädern, wie in Kusel (Rheinland-Pfalz) oder im Landkreis Paderborn (NRW), wurden Maßnahmen wie erhöhte Wachsamkeit oder die Einführung eines „Safewords“ für Kinder ergriffen, um auf ähnliche Probleme zu reagieren.
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