„Links ist vorbei“! Das sagt der frühere Revolutionär Rainer Langhans, der jetzt zum 85. Geburtstag von der Welt porträtiert worden ist. Wie sich die politischen Grenzen verschieben, geht auch aus unserem COMPACT-Beitrag „Die Linksfluencerinnen“ in unserem Juli-Heft hervor. Hier mehr erfahren.

    Rainer Langhans, einst Ober-Kommunarde und Ikone der 68er-Revolte, blickt mit 85 Jahren auf ein Leben zurück, das die politischen und kulturellen Umbrüche Deutschlands widerspiegelt. Das Porträt in der Welt zeigt einen Mann, der sich von den Illusionen der Linken verabschiedet hat und die Welt aus einer betont nüchternen Perspektive betrachtet.

    Heute Linke: Kontrolle statt Freiheit

    Langhans, einst Symbol für freies Leben und antibürgerliche Haltung, sieht die moderne Linke als erstarrt und moralinsauer. Seine Kritik zielt auf die Selbstgerechtigkeit, die sich in der heutigen Politik und Gesellschaft breitgemacht hat. Die Linke, so Langhans, habe sich in eine Art säkularer Religion verwandelt, die mit Dogmen und Kontrolle operiert, statt Freiheit zu fördern.

    Besonders deutlich sei dies in seiner Beobachtung der Coronazeit geworden, in der er einen „faschistischen Grundcharakter“ der Gesellschaft wahrnahm – nicht nur bei den Regierenden, sondern auch bei den linksliberalen Eliten, die sich als moralisch überlegen wähnen. Für Langhans sei dies der Beweis, dass die Linke ihre ursprüngliche Idee der Befreiung verraten habe.

    Vor einigen Jahren hatte er im Interview mit COMPACT, veröffentlicht in unserem Spezialheft zu den Querdenkern, geschildert, wie er schon früh bei seinen linken Mitstreitern aneckte:

    „Ich bin schon damals, 1969, zum Verräter gestempelt worden. Die Leute haben versucht, mich zum Schweigen zu bringen, mich immer wieder anzugreifen, mich für vogelfrei zu erklären – und versucht, mich aus der Bewegung rauszuschreiben.“

    Worum es damals ging: „Um die Gewaltdebatte und um Fragen wie Gewalt gegen Sachen, Gewalt gegen Menschen – ja oder nein? Ich habe da schon gesagt: Das geht auf keinen Fall! Keinen Krieg! Keine Gewalt!“

    Bruch mit der Linken ist konsequent

    Ein zentrales Element seiner Reflexion ist der Wandel ehemaliger Weggefährten wie Matthias Matussek, einst einflussreicher Journalist bei Spiegel und Welt, der sich heute im rechtskonservativen Spektrum bewegt. Langhans trifft Matussek noch gelegentlich, und trotz ihrer unterschiedlichen Wege verbindet sie die gemeinsame Erfahrung der 68er.

    „Wir erkennen an, dass wir beide suchen“, sagt Langhans, und verweist auf die Suche nach Wahrheit jenseits ideologischer Schranken. Matussek, der sich von der Linken abwandte, als er deren moralische Überheblichkeit und Intoleranz erkannte, steht exemplarisch für eine Entwicklung, die Langhans nachvollzieht: Der Bruch mit der Linken ist nicht Verrat, sondern Konsequenz.

    Die Linke, so Langhans, sei „Papst geworden“, während die Utopie längst bei den Rechten liege – eine Aussage, die eine Krise der linken Ideologie unterstreicht. Matusseks Weg zeigt, dass die Suche nach Identität und Wahrheit heute eher im konservativen Lager stattfindet, das sich gegen die Vereinnahmung durch globalistische Narrative wehrt.

    „Sie fühlen das nicht“

    Langhans’ Kritik erstreckt sich auch auf die junge Linke, etwa auf Figuren wie Heidi Reichinnek oder Jette Nietzard, die er als geistige Enkelkinder betrachtet. Doch er bleibt distanziert: Ihre Aktionen, ihre Tanz-Videos und ihr lautstarkes Engagement empfindet er als leer, als bloße Performance ohne Tiefe. „Sie fühlen das nicht“, sagt er.

    Diese neue Generation, gefangen in oberflächlicher Empörungskultur, habe die ursprüngliche Idee der 68er – die Befreiung des Individuums – gegen moralische Bevormundung eingetauscht. Für Langhans ist dies ein weiteres Zeichen, dass die Linke ihre Kraft verloren habe. Werte wie Eigenverantwortung, Tradition und Skepsis gegenüber kollektivistischen Ideologien erscheinen ihm heute als der ehrlichere Weg nach vorne.

    Selbstbewusste Haltung

    Seine Haltung zum Nahostkonflikt zeigt ebenfalls seine Distanz zu manchen linken Narrativen. Langhans’ Äußerungen zum 7. Oktober 2023 und seine kritischen Worte zum Zionismus dürften jedenfalls vielen Linken nicht schmecken.

    Auch die deutsche Schuldfrage sieht er nüchtern: „Ich habe als Mörderkind keine Schuld empfunden, nur die Verpflichtung, die Erfahrungen unserer Eltern zum Guten weiterzuführen“, sagt er. Ist dies ein Plädoyer für eine versöhnliche, aber selbstbewusste Haltung zur deutschen Geschichte, die weder in Selbstgeißelung noch in Verdrängung verfällt? Die Welt hakt hier nicht nach.

    „Links ist vorbei“, sagt Langhans. Die Zukunft, so impliziert er, gehört denen, die nach vorne schauen, ohne sich von ideologischen Fesseln binden zu lassen.

    Lesen Sie hierzu unsere Betrachtung „Die Linksfluencerinnen“ in der Juli-Ausgabe von COMPACT. Hier bestellen.

    Kommentare sind deaktiviert.