Kein Scherz: Diesen Reisebericht aus COMPACT 6/2023 will uns das Bundesinnenministerium als verbotswürdig ankreiden – weil die Autorin das Stadtbild von Rom mit dem einer deutschen Metropole verglich («Niente Multikulti»). Giorgia Meloni hätte sich gefreut! Machen Sie sich selbst ein Bild: Alle Ausgaben, die uns im Prozess um die Ohren gehauen wurden, haben wir zu dem Rabatt-Paket «Verboten gut!» geschnürt. Sie sparen 10 Euro! Hier mehr erfahren.
«Keine einzige schöne Italienerin in dieser Woche», klagt mein Mann, «die Bella Donna ist komplett von der Bildfläche verschwunden!» Grandezza, stilvolle Kleider, extravagante Mode von Prada oder Missoni haben wir bisher nirgends gesehen. Die Ragazza mit tiefem Dekolleté, schwingenden Röcken und wilden Locken scheint ausgestorben. Sophia Loren und Gina Lollobrigida auf einer Vespa – das war einmal.
Der Kabarettist Dietmar Wischmeyer sagte vor Jahren:
«Die Italienerinnen sind die umgekehrten Schmetterlinge unter den Frauen Europas. Als junges Ding strahlende Schönheiten, und kaum ist die 30 erreicht, wird aus dem Schillebold {Libelle} eine fette gefräßige Raupe mit Oberlippenbart namens Mama.»
Das war schon früher eine teutonische Übertreibung, hatte aber einen Funken Wahrheit. Das Problem heute: Wir sahen auch keine Schmetterlinge mehr. Die Mädchen laufen im Hippie-Look herum, das Haar entweder kurz geschnitten oder verfilzt. Der Schmuck besteht aus Tätowierungen und Piercings, die Mode aus Schlabberhosen und löchrigen Turnschuhen. Die Italienerinnen hat der gleiche Zivilisationsbruch verschluckt wie die deutschen Frolleins.
Um die Männer steht es nicht besser. Auch hier ist Geschichte, was Wischmeyer kalauerte – dass sie dem «aufgebrezelten Geflügel» nachpfeifen:
«Ist darunter, selten genug, eine Donna Bionda, schießt dem kompletten Verein der Saft in die Eier. Stockentenerpel sind asexuelle Lustverächter gegen italienische Männer.»
Davon kann ich ein Lied singen. Vor gut drei Jahrzehnten war ich das erste Mal in Rom, die Kerle gingen mir als junger Bionda mitunter auf die Nerven, ich konnte sie aber jederzeit charmant in Schach halten. Heute gibt es keine Casanovas mehr, nur noch tote Hose. Ob es an der #MeToo- Bewegung liegt, dass sie es nicht mehr wagen, eine Frau auch nur anzusehen – oder daran, dass keine Bella mehr in Sicht ist?
Dass es in Italien inzwischen so wenige Kinder gibt, könnte damit zusammenhängen. Die Geburtenrate ist aktuell so niedrig wie noch nie: das Schlusslicht in Europa. Mamma mia, tatsächlich sehen wir sehr wenige Kinder – doch immerhin: Wenn uns eines über den Weg läuft, ist es ein italienisches.
Ganz entspannt bei Mussolini
Hohe Pinien säumen die Straßen, 23 Grad im Schatten, strahlend blauer Himmel. Wir haben einen viertägigen Kulturmarathon hinter uns: Petersdom, Forum Romanum, Kolosseum, Pantheon, Altar des Vaterlandes, Santa Maria Maggiore und vier weitere Kirchen von den Hunderten in Rom. Erstes Hallo wach: Hier würde kein Mensch darauf kommen, auch nur eine einzige in eine städtische Bibliothek oder gar eine Moschee umzuwandeln.

Zweiter Unterschied zu Berlin: keine politische Korrektheit. Unsere Reiseleiterin, eine resolute Römerin, lief mit einer Autoantenne vor uns her, an die ein orangefarbenes Tuch gebunden war, damit wir sie unter den Menschenmassen besser ausfindig machen, und sie erzählte mehr vom Duce als von Cäsar oder dem Papst – obwohl erkennbar Linke, woraus sie keinen Hehl machte. So lobte sie beispielsweise Papst Franziskus über den grünen Klee, was einem Konservativen nie in den Sinn käme. Noch erstaunlicher, mit welcher Leichtigkeit und frei von jeglicher Geschichtspädagogik sie über Mussolinis Bauten und seine Kaiser-Allee am Forum Romanum plauderte.
Unser wichtigstes Ziel war der Vatikan. Obwohl wir Eintrittskarten hatten, mussten wir drei Stunden bei sengender Hitze anstehen. Selbst in unserem atheistischen Zeitalter besuchen viele Millionen Menschen jährlich den Petersdom, der Ansturm nimmt sogar zu. Die Heiligkeit der Stadt mit der größten Kirche der Welt schreckt offensichtlich islamistische Terroristen ab – anders als in London, Paris, Madrid und Berlin wurde nie ein Anschlag verübt.
Dann hatten wir ein patriotisches Glückserlebnis: Das Nationaldenkmal für Viktor Emanuel II. von Savoyen, das 1921 in Altar des Vaterlandes umbenannt wurde und diesen schönen Namen heute noch trägt, thront prunkvoll und gewaltigen Ausmaßes über der Stadt und ist von allen Himmelsrichtungen aus zu sehen. Auf dem Dach links und rechts Quadrigen mit der Siegesgöttin Nike, in der Mitte das Standbild des Königs, daneben eine Feuerschale vor dem Grab des unbekannten Soldaten. Zwei Kameraden stehen ihm zur Seite und bewachen die Flammen. Die Beflaggung besteht aus der grün-weiß-roten Trikolore, vom blauen EU-Lumpen weit und breit keine Spur. Auch fehlt die gelbblaue Ukraine-Fahne – übrigens ist sie in der ganzen Stadt nicht zu sehen, außer an der deutschen Botschaft und am Regierungssitz.
Man stelle sich vor, mitten im Zentrum unserer Hauptstadt erhöbe sich ein gigantischer Monumentalbau, der kilometerweit zu sehen ist, gewidmet dem unbekannten deutschen Soldaten, für den ein ewiges Feuer brennt, mit Ehrenwache der Bundeswehr. In riesigen Lettern aus Gold steht an der Balustrade «Altar des Vaterlandes», nachts schön beleuchtet, und in jedem Jahr legt der Kanzler dort einen Kranz nieder, um der Gefallenen zu gedenken.
Aber das muss man sich gar nicht herbeifantasieren, denn wir haben ja jetzt schon genügend imposante Kaiserbauten in Berlin, vor allem die ebenfalls weithin sichtbare Siegessäule oder das Brandenburger Tor – die aber nicht hervorgehoben werden. Das ist freilich kein Fauxpas der touristischen Selbstvermarktung, sondern Ausdruck des nationalen Masochismus.
Wir laufen zur Piazza Navona, es ist Abend, tausende Touristen strömen in die Lokale, zig Heizpilze gehen an. Noch ein Unterschied zur BRD: Da CO2 hier kein Thema ist, sind die wärmenden Gasflammen nicht wie bei uns verboten. Die Gäste müssen nicht frieren und bleiben länger, una bella compagnia, und die Ristoranti florieren.

Niente Multikulti
Die Ewige Stadt hat ihr ewiges Gesicht bewahrt. Keine Neubauten, keine Abrisse, keine Umvolkung. Nur wenige Kulturfremde, die ihre Waren feilbieten, wie selbstfliegende Plastikvögel, Rosen, Getränke oder Tücher. Wohin auch immer der Blick schweift – Altehrwürdiges: Kirchen, Paläste, Brunnen, Gassen, Monumente.
Keine Moscheen, keine Dönerbuden, keine Kopftücher. Die kulinarische Palette ist zu 99 Prozent italienisch, während wir bei uns die deutsche Küche mit der Lupe suchen müssen, der Kartoffelsalat in Berlin sogar eine exotische Ausnahme geworden ist.
Wir laufen durch die engen Gassen, in die sich auch Autos hineinquetschen dürfen und die uns fast die Füße abfahren. Bei uns hätten die Grünen das längst verboten. Auch Tempo 30 gibt es nicht. Folglich fahren die Römer wie die Henker, rasen kreuz und quer mit einem halben Millimeter aneinander vorbei, hupen dauernd und schneiden sich scharf den Weg ab. Umso erstaunlicher, dass Rom kaum mehr Verkehrsunfälle verzeichnet als das autofeindliche Berlin.
«Zwei kleine Italiener» klingt zu unserem Erstaunen aus den Lautsprechern der Bar, in der wir auf die Bahn warten – wir wollen am letzten Tag ans Meer. Mit dem Schlager von Conny Froboess im Autoradio fuhren in den 1950er Jahren Deutsche nach Rimini, um zu faulenzen, während Italiener nach Deutschland kamen, um zu arbeiten. Das Lied ist bei uns wahrscheinlich schon zensiert wegen «rassistischer Stereotype», wie der Mexikanerhut oder die Mohrenstraße.
La Dolce Vita
«Nur ein Land gibt es in Europa, das der Deutsche liebt – das ist Italien. Gegensätze müssen sich wohl anziehen, denn eigentlich ist für den Ordnungsgermanen das Land jenseits der Alpen der reinste Horror. (…)
Ganz Germania pilgert gern und oft in ein Land, dem man unterstellt, mehr vom Leben zu verstehen, als man selbst. (…)
Trotzdem leben weitaus mehr Italiener in Deutschland als umgekehrt. Und da überlegt selbst der italophile Pädagogik-Prof: Irgendwo muss da doch ein Haken sein an dem Land. Sonst wären wir doch schon mal einmarschiert.» (Auszug aus Dietmar Wischmeyers Satire «Der Italiener»)
Die Fahrt nach Ostia an den Strand, 30 Kilometer von Rom entfernt, kostet nur 1,50 Euro. Noch erstaunlicher: Der Zug kommt auf die Minute pünktlich, alle anderen übrigens auch. Bei uns utopisch, die Berliner Öffis sind eine Katastrophe und die Zeiten längst vorbei, als die Deutsche Bahn noch ein Synonym für Zuverlässigkeit war und Italien für notorische Verspätungen stand. Heute ist es genau umgekehrt, wie wir bald am eigenen Leib erfahren sollten.

Rückkehr nach Afrika
Auf dem Rückflug müssen wir in Frankfurt am Main umsteigen, die Lufthansa bietet keinen Direktflug von Rom nach Berlin. Wozu haben wir einen BER gebaut für unvorstellbare Milliardensummen, wenn nicht einmal eine Verbindung zwischen zwei europäischen Hauptstädten möglich ist?
Endlich gelandet, der Himmel grau. Es ist der kälteste April seit 20 Jahren. Trotzdem nerven überall die Klima-Kleber der Letzten Generation, während sie im tatsächlich heißen Rom keine Chance haben und jüngst am Barkassenbrunnen vor der Spanischen Treppe, den sie mit schwarzer Farbe verschmutzten, sofort verhaftet wurden. «Jeder, der unser kulturelles Erbe beschädigt, darf nicht ungestraft davonkommen und muss streng bestraft werden», sagte Kulturminister Gennaro Sangiuliano.
Wie zum Hohn stoppt unser Zug vom Flughafen in die Stadt gleich nach dem Einsteigen dreimal hintereinander und bleibt schließlich geschlagene 20 Minuten lang einfach stehen, mitten in der Pampa. Der Schaffner macht Durchsagen, man wisse noch nichts Genaues, vermutlich seien Gegenstände oder Personen auf den Gleisen, das sei am Wochenende oft der Fall. Er bittet um Verständnis. Währenddessen rasen auf der Gegenspur weitere Züge an uns vorbei, auf der gleichen Strecke!
Unmut kommt auf, wir fühlen uns verarscht. Wir können nicht einmal den Freund, der uns abholen will, informieren, dass wir uns erheblich verspäten werden – es gibt kein Netz! Plötzlich, mit einem Ruck, setzt sich der Zug wieder in Bewegung und kommt am nächsten Bahnhof Ostkreuz mit über einer Stunde Verspätung an. Zustände wie in Afrika!
Fluchtartig verlassen wir diesen stählernen Zeiträuber und stehen wenig später mit unseren Koffern im Nieselregen an einer Bushaltestelle. Liebes Deutschland, wir freuen uns, wieder bei dir zu sein. Daheim ist daheim. Aber wir haben dir einiges aus Italien zu berichten, was du verloren hast.
Machen Sie sich selbst ein Bild: Insbesondere vier COMPACT-Ausgaben waren in der Zitatenschlacht im Verbotsprozess vor dem Bundesverwaltungsgericht umkämpft. Für jeden, der sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen will, haben wir diese Ausgaben zum Rabatt-Paket «Verboten gut!» zum Sonderpreis von 14,99 Euro geschnürt. Sie sparen zehn Euro! Hier zuschlagen.