Als Kopf der Identitären Bewegung und einer der bekanntesten neurechten Vordenker steht Martin Sellner immer wieder im medialen Fokus, hat den Begriff “Remigration” wie kein anderer geprägt. Bei COMPACT kommt Sellner zu zahlreichen aktuellen Fragestellungen und Problemfeldern zu Wort. Wer sich tiefer mit Sellner, der Remigration und dem notwendigen Aufbruch in ganz Europa auseinandersetzen möchte, kommt an seinem Buch „Remigration. Ein Vorschlag“ nicht vorbei. Hier mehr erfahren.

    Das nachfolgende Interview führte Matisse Royer für das Portal “Vox Europa”. Mehr Informationen zu dem neuen Projekt finden sich bei X.

    Martin Sellner hat sich als eine zentrale Figur der deutschsprachigen Identitätsbewegung etabliert. Er studierte zunächst Jura, wechselte dann aber zur Philosophie und engagierte sich schon früh in der Aktivistenszene. Im Jahr 2012 war er Mitbegründer der Identitären Bewegung Österreich, die sich mit symbolischen Aktionen, scharfer Kommunikation und scharfer Kritik an den Migrationsströmen an den französischen Identitären orientiert. Sein Aktivismus polarisiert: Von den einen verehrt, von den anderen verunglimpft, zieht er eine unaufhörliche Berichterstattung in den Medien auf sich. Er ist mit institutionellem Druck und militanter Gewalt konfrontiert und bleibt ein wichtiger Protagonist in den Debatten über Einwanderung und die europäische Identität.

    Ein genialer Coup: Sellner kam trotz drohendem Einreiseverbot im Februar über Tschechien noch einmal in die BRD, unser TV-Chef Paul Klemm nahm ihn in Empfang. Vorausgegangen war ein Ablenkungsmanöver, die bayerische Polizei wartete an einem anderen Grenzübergang auf ihn. Foto: COMPACT-TV

    In diesem Interview spricht Martin Sellner über seinen Werdegang, seine Kämpfe und die Hindernisse, denen er weiterhin trotzt.

    1. Sie haben schon sehr früh mit dem Aktivismus begonnen. Was hat Sie als junger Student dazu bewogen, sich für eine so kontroverse Sache einzusetzen?

    Damals sahen wir im deutschsprachigen Raum ein großes Potenzial, aber einen Mangel an einer Plattform. Ein neurechter, moderner und professioneller Aktivismus, der sich ausschließlich auf Fragen der Identität und Migration konzentriert und eine klare europäische Ausrichtung hat. Das war unsere Vision und daraus entstand die erfolgreichste patriotische NGO: generation identity.

    2. Sie haben 2012 die österreichische Identitäre Bewegung mitgegründet und sich dabei von den französischen Identitären inspirieren lassen. Manche kritisieren jedoch, dass dieser Stil eher theatralisch als inhaltlich ist. Was entgegnen Sie denen, die sagen, dass es Ihren Happenings an konkreten Lösungen mangelt?

    Ich denke, dass diese Kritiker den Sinn von metapolitischem Aktivismus nicht wirklich verstehen. Die Aktion ist immer symbolisch. Ihre Aufgabe ist es, Aufmerksamkeit zu erregen, die Menschen zum Nachdenken zu bringen und Debatten anzustoßen. Wir sind die einzigen, die seit zwölf Jahren konkrete Lösungen anbieten. Grand remplacement, Festung Europa und Remigration sind Begriffe, die weitgehend von den Identitären geprägt und popularisiert wurden.

    Liebling des Volkes: Sellner in Dresden bei Pegida. Foto: privat

    3. Welche Erinnerungen haben Sie an diese ersten Tage und was hat Sie dazu bewogen, das Vorgehen genau zu diesem Zeitpunkt zu strukturieren?

    Es war eine Zeit des Wandels und der Umwälzungen. Ich studierte in Wien und eine Gruppe junger Leute aus der Neuen Rechten fand sich schnell zu einem Lesezirkel zusammen. Wir brachten den französischen Funken in die Germanosphäre und eine Zeit voller Abenteuer begann. Eine Mission in der Ägäis, in den französischen Alpen, auf dem Brandenburger Tor. Unsere Bewegung war eine echte Jugendbewegung. Kein Mitglied der IB war älter als 25 Jahre. Es war eine magische und glänzende Zeit!

    4. Sie werden regelmäßig als Rassist, Rechtsextremist und sehr bald auch als Nazi verunglimpft. Was entgegnen Sie denjenigen, die Sie beschuldigen, Hass zu fördern und eine Generation zu radikalisieren?

    Dabei handelt es sich natürlich um einfache Dämonisierungen. Wir lieben unser Volk, aber wir respektieren auch alle anderen Kulturen. Antirassismus“ ist zu einem Codewort für ‚Anti-Umwelt‘ geworden. In Wirklichkeit haben wir das Gegenteil erreicht. Wir haben einen neuen Typus des rechten Aktivisten geschaffen, der nicht mehr den alten Klischees entspricht, der sich vom echten Extremismus, von strategischen und militanten Sackgassen und symbolischen Fetischen emanzipiert. Den identitären und patriotischen „Streetworkern“ ist es in den letzten zehn Jahren massiv gelungen, den patriotischen Aktivismus zu professionalisieren – von Paris über Wien, Berlin, Stockholm, Bern und London.

    5. Ihr Aktivismus setzt Sie institutionellem Druck und Gewalt aus. Wie gehen Sie im Alltag mit diesen Herausforderungen um?

    Wir führen einen defensiven Krieg an zwei Fronten, gegen die Linksterroristen der Antifa und gegen die Zensur, Entrechtung, Überwachung und Unterdrückung durch die Eliten. Niemand steht mehr unter Beschuss als die patriotische Opposition. Wir überleben nur, weil wir uns mit großer Disziplin und Ausdauer gegen Unterdrückung und Terror wehren. Im Alltag bedeutet das, jederzeit wachsam zu sein und auf die eigene Sicherheit zu achten, aber auch illegalen Infiltrations- und Überwachungsversuchen entgegenzuwirken. Ich möchte hier nicht ins Detail gehen, aber wir haben in diesem Bereich viel Erfahrung gesammelt.

    6. Sie organisieren mit der Hilfe anderer Personen am 17. Mai in Mailand die erste große europäische Veranstaltung zum Thema Remigration. Können Sie uns erklären, worum es bei dieser Veranstaltung geht und was ihr Hauptziel ist?

    Das Ziel ist es, dem Begriff „Remigration“, der unter anderem durch unseren Aktivismus im Jahr 2024 populär geworden ist, mehr Substanz zu verleihen. Wir laden Influencer, Politiker und Aktivisten ein, sich zu vernetzen und gemeinsam unsere Vision von Europa zu präsentieren. Die Botschaft lautet: Wir vernetzen uns, wir professionalisieren uns, wir vereinen uns: Remigration ist unvermeidlich.

    7. Remigration“ ist ein Begriff, den Sie in den Vordergrund gestellt haben. Wie würden Sie diesen Begriff definieren und was wären die ersten konkreten Schritte, um ihn umzusetzen, wenn Sie die Macht dazu hätten?

    Dies ist natürlich ein komplexes Thema. Aber es gibt ein paar einfache erste Schritte, die man unternehmen könnte.
    1. Die Schließung der Grenzen und die systematische Zurückweisung aller illegalen Einwanderer.
    2. Einrichtung von Charterstädten außerhalb Europas für Migranten.
    2. Die Abschiebung aller illegalen Einwanderer aus Europa in ihre Herkunftsländer oder ihre Überführung in diese nicht-europäischen Zentren.

    Dies wäre die erste Phase der Remigration. Anschließend würden die Parallelgesellschaften der nicht assimilierten Personen ins Visier genommen.

    8. Wer nimmt an diesen Gipfeln teil und vor allem, wie wollen Sie Personen außerhalb der Identitären Bewegung davon überzeugen, dass Remigration eine notwendige Lösung ist?

    Es gibt Aktivisten, Beeinflusser, Experten und Politiker. Verschiedene Personen, die aber alle in ihrem Bereich die Frage der Remigration vorantreiben. Wir wollen den Begriff bekannt machen und popularisieren. Er soll zu einem positiven Mythos werden, der jedem sagt: Wir können das Ruder noch herumreißen. Wir können Europa retten! Das ist der Funke der Hoffnung, auf den Millionen von Menschen warten!

    9. Sie standen im Mittelpunkt der Kontroverse um die Potsdamer Konferenz 2024, insbesondere wegen des Einflusses Ihrer Ideen auf die Politiker der AfD. Wie sollte heute, angesichts der verschiedenen Erfolge der AfD, ihre Taktik aussehen?

    Die AfD muss populär und provokativ bleiben. Ihr größter Gegner ist derzeit nicht die Linke, sondern die „Konservativen“, die vorgeben, gegen Migration zu sein. Die AfD muss die CDU denunzieren und besiegen. Dazu muss sie eine klare und eindeutige Linie verfolgen, d. h. weiterhin die Remigration propagieren. Die CDU hingegen verliert ihre Wählerbasis von Verrat zu Verrat, und die AfD kann sie sich unter den Nagel reißen. Zusammen mit den Protest- und Nichtwählern kann dies zu Mehrheiten führen. Voraussetzung ist, dass die AfD sich nicht dem Mainstream anbiedert, sondern ihn herausfordert und verändert!

    Anfang März 2024: Identitäre besetzten das Gebäude der EU-Agentur der Grundrechte in Wien und werben für Remigration. Foto: Martin Sellner / IBÖ

    10. In Ostdeutschland erzielt die AfD die besten Ergebnisse mit einer weniger ambivalenten Rhetorik als im Westen. Sollte die AfD bei den nächsten Wahlen Björn Hoecke den Parteivorsitz überlassen?

    Das muss die Partei selbst entscheiden, ich mische mich nicht in Personalfragen der Partei ein. Björn Höcke ist eindeutig der erfolgreichste Politiker in der AfD. Gleichzeitig gibt es unbestreitbare Unterschiede zwischen Ost und West. Nicht umsonst haben auch die großen deutschen Parteien unterschiedliche Strategien für Ost und West. Auch die AfD kann dies nicht ignorieren. Auf jeden Fall wäre es fatal, die gesamte Partei auf einen „weichen“ Westkurs zu setzen. Der Westen muss den erfolgreichen Weg des Ostens gehen. Er muss jedoch anders umgesetzt werden.

    11. Was halten Sie von der Europäischen Union als Institution? Kann sie reformiert werden, um Ideen wie die Remigration zu integrieren, oder sollte sie komplett aufgelöst werden?

    Das ist eine gute Frage! Ich denke, dass eine Reform theoretisch möglich ist. Aber im Moment hat man den Eindruck, dass sich die alten Eliten in ihren Institutionen verschanzen. Das Beispiel Rumänien ist ein Warnschuss. Sie schalten die Simulation von Demokratie aus, wenn eine Wahl ihre Machtpositionen gefährdet. Wir brauchen eine europäische Einheit. Kleinliche und überholte Nationalismen bringen uns nichts Gutes und schaden letztlich allen Nationen, weil sie Europa schwach und verwundbar machen. Möglicherweise muss dieses Bündnis aber parallel zur EU als völlig neue Kraft aufgebaut werden, wenn die alten Eliten es weiterhin in Schach halten.

    12. Auf dem Vorfeld: Sollten sich die rechtsgerichteten Europäer nach Trumps Sieg und der Verschiebung des Overton-Fensters den Amerikanern annähern? Wie sieht ihre Taktik aus?

    Wir brauchen dringend alternative Netzwerke und Kommunikationskanäle zu den alten liberalen Transatlantikern! In Amerika entsteht eine völlig neue Kraft, die sehr an einer Vernetzung mit den Identitären in Europa interessiert ist. Natürlich dürfen wir nicht naiv sein. Amerika bleibt eine fremde Macht mit eigenen Interessen. Aber es gibt eine ideologische Nähe, die eine Basis für den Austausch bildet. Der entscheidende Faktor werden die zensurfreien Plattformen sein, die wohlmeinende Amerikaner der patriotischen Opposition in Europa für Bildungsarbeit und Vernetzung zur Verfügung stellen könnten. Wenn der X-Effekt auf andere Silicon-Valley-Unternehmen übergreift, würde das die Lage verändern.

    13. Wie sollte die Verbindung zwischen Europa, Russland und den USA aussehen? Trump verkörpert eine Linie, die der unseren nahekommt, aber ist es wirklich eine gute Nachricht für Europa, wenn die Länder um Europa herum eine stärkere Politik verfolgen, selbst von Führern, die Ihre Ideen teilen könnten?

    Europa muss souverän werden. Das bedeutet auch, dass der alte kleinkarierte „Souveränismus“ der einzelnen Nationalstaaten in vielerlei Hinsicht keine Lösung ist. Wir brauchen wirtschaftliche, digitale und militärische Autonomie, um ernst genommen zu werden. Die Sprache der Weltpolitik ist Macht, nicht Moral. Unsere alten, dekadenten Eliten sind nicht in der Lage, Europa stark zu machen. Deshalb hat J.D. Vance im Moment Recht: Der erste und größte Feind steht im Inneren. Remigration ist die oberste Priorität. Aber auf dem Weg dorthin muss die geopolitische Souveränität ein nicht verhandelbares Ziel bleiben. Ausländische Mächte und Imperien dürfen keinen Einfluss auf Europa haben. Kein europäischer Patriot darf von ihnen abhängig werden oder ihnen zu Diensten sein! Bei aller berechtigten Begeisterung für Trumps Reformen muss dies klar bleiben.

    Comeback: Nach jahrelangem Verfolgungsdruck meldete sich die IB 2023 mit spektakulären Aktionen zurück. Hier eine Demonstration zur Propagierung der Losung „Remigration“ am 29. Juli 2023 in Wien. Foto: Filmkunstkollektiv

    14. Russland wird von einigen als potenzieller Verbündeter gegen den westlichen Liberalismus angesehen, hat aber auch seine eigenen imperialistischen Ambitionen. Ist es nicht riskant, sich ihm so anzunähern, dass die von Ihnen befürwortete europäische Souveränität gefährdet wird?

    Die europäische Souveränität darf auf keinen Fall aufgegeben werden. Jede einseitige Abhängigkeit muss vermieden oder, wo sie noch besteht, verringert werden. Weder Putin noch Trump sind „böse“ oder „gut“. Sie vertreten lediglich die Interessen ihrer Länder, die nicht die unseren sind. Deshalb brauchen wir unsere eigene Interessenvertretung. In Bezug auf die Innenpolitik können wir sicherlich viel von anderen Ländern lernen, ohne die dortige Situation zu idealisieren. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Staaten automatisch zu Verbündeten werden. Wie das Sprichwort sagt: Eine Nation hat keine ewigen Feinde, nur ewige Interessen. Und meiner Meinung nach liegt es im Interesse Europas, eine gleichberechtigte Beziehung zu Russland und Amerika zu haben, damit es seine ganze Energie auf die Erstürmung des Südens, die Remigration und die Wiedergeburt seiner Völker verwenden kann.

    15. Ich bin Mitglied des Teams von Vox Europa, einem Medium, das sich als alternative Stimme und Netzwerk für die Rechte in Europa versteht. Was halten Sie von unserem Ansatz?

    Vox europa, die Stimme Europas. Ein guter Ansatz und ein guter Name! Die Schaffung eines europäischen Bewusstseins im nationalen Lager ist heute wichtiger denn je. In den kommenden Jahren könnten ausländische Mächte versuchen, Europa in einen neuen 30-jährigen Krieg zu verwickeln und die Nationalstaaten gegeneinander auszuspielen. Wir könnten ein plötzliches Wiedererwachen von Revanchismus und aus der Vergangenheit geerbten Feindschaften erleben, was letztlich nur ausländischen Ländern nützen würde. Alle westeuropäischen Länder leiden an der gleichen Krankheit und unsere osteuropäischen Brüder zeigen bereits die ersten Symptome. Multikulturalismus, Selbsthass, Globohomo, Islamisierung, Bevölkerungsaustausch, Zensur und Selbsthass. Die Lösung ist Patriotismus und Remigration, und zwar in ganz Europa. Vox Europa könnte ein Katalysator für diese Bewusstseinsbildung werden!

    Vox Europa ist eine Initiative, die die Stimmen teilt, die das heutige Europa gestalten: gewählte Politiker, Essayisten, Philosophen, Aktivisten, Künstler und Influencer. Diese Porträts sind keine kollektiven Antworten auf die Krisen, die unser Europa erschüttern. Angesichts der großen Umwälzungen unserer Zeit gibt Vox Europa denjenigen eine Stimme, die überall in Europa Lösungen und Zukunftsvisionen teilen. Die Botschaft ist klar: Die europäischen Realitäten erfordern europäische Antworten.

    Schluss mit der Masseneinwanderung nach Europa, es wird höchste Zeit für die Rückreise. Dafür stehen Martin Sellner und seine Visionen. In seinem Buch Buch „Remigration. Ein Vorschlag“ zeigt der Ösi-Vordenker auf, welche Maßnahmen unverzüglich ergriffen werden müssen. Jetzt bestellen!

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