Hama ist gefallen, Dschihadisten stürmen in Richtung von Homs. Nachbarländer bereiten Bodenoffensiven vor. Alle Hintergründe bietet „Die USA, Israel und der Nahe Osten“ von Historiker Rolf Steininger. Hier mehr erfahren.

    Der Flächenbrand in Syrien breitet sich immer weiter aus. Nachdem die Offensive der islamistischen Terrororganisationen zunächst etwas gebremst wurde, ist am Donnerstag die Stadt Hama, einstmals knapp eine Millionen Einwohner, in die Hände der Milizen gefallen.

    Wie bereits in Aleppo gab es kaum Kämpfe, vielmehr zogen sich die Einheiten der Syrisch Arabischen Armee nahezu kampflos zurück. Nun steht eine Großoffensive auf die nächste Metropole bevor: Homs. Die Stadt gilt als wichtiger Knotenpunkt – gelingt es den Islamisten, Homs einzunehmen, würde auch der Zugang zum Mittelmeer, wo sich einer von zwei großen russischen Militärstützpunkten befindet, abgeschnitten.

    Auch sonst verschlechtert sich die Situation für die Assad-Regierung weiter, beim überhasteten Rückzug erbeuteten die Islamisten eine Vielzahl von Ausrüstungsgegenständen, unter anderem Panzer und Flugzeuge, wobei noch unklar ist, ob diese funktionsfähig sind. Parallel zum Vormarsch der Islamisten fliegen im Übrigen auch die USA Luftangriffe auf die Stellungen der syrischen Regierung.

    Nicht nur die Einheiten des Regierungschefs Bashar al-Assad geraten in Bedrängnis. Neben der Islamisten-Terrororganisation HTS, die die Offensive anführt und dabei offenbar vom ukrainischen Geheimdienst unterstützt wird, hat die Freie Syrische Armee, die der Türkei nahe steht, eine Offensive gegen die kurdischen Gebiete im Südosten der Türkei gestartet. Im Gegensatz zu den Regierungseinheiten leisten die Kurden jedoch massiven Widerstand und scheinen eine deutlich höhere Kampfmoral an den Tag zu legen.

    Die Entwicklung in Syrien wird auch bei den meisten Nachbarländern mit Sorge gesehen. Für den heutigen Freitag ist ein Treffen zwischen Vertretern Syriens, des Irak und des Iran geplant, bei dem eine offizielle Truppenentsendung der irakischen und iranischen Armee besprochen werden soll, die Assad zu Hilfe eilen könnte.

    Von ganz anderer Seite droht ebenfalls das Einrücken einer Armee, allerdings ohne Absprache und mit feindlicher Intention: Die israelische Regierung hat angekündigt, beim Fall von Horms eine „Pufferzone“ in Syrien einrichten zu wollen, sprich militärisch auf syrisches Gebiet vorzurücken. Das ist selbstverständlich ein weiterer feindlicher Akt und ein eklatanter Verstoß gegen die territoriale Souveränität Syrien.

    Die nächsten Tage dürften entscheidend für den weiteren Kriegsverlauf in Syrien sein: Ohne massive Hilfe ist die Herrschaft von Assad zunehmend gefährdet. Gleichzeitig etabliert sich auf dem Gebiet der HTS ein neuer islamistischer Gottesstaat, quasi in Nachfolge des IS, mit dem der Nahe Osten weiter destabilisiert wird.

    Über das aktuelle Geschehen hinaus: Im globalen Spiel der Mächte ist der Nahe Osten eines der Hauptfelder der amerikanischen Politik. Die USA sind die entscheidende Macht in der Region, die von strategischer Bedeutung ist. Der renommierte Historiker Rolf Steininger hat mit „Die USA, Israel und der Nahe Osten“ auf der Basis umfangreicher Akten die erste deutschsprachige Gesamtdarstellung dazu vorgelegt. Ein Werk, das umfassend informiert. Hier bestellen.

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