Offener Brief an den Vorstand von verdi und der verdi-Jugend

    Liebe Kolleginnen und Kollegen des verdi-Vorstandes und
    des Vorstandes der verdi-Jugend!

    Eine im Frühjahr 2012 veröffentlichte Broschüre der verdi-Gewerkschaftsjugend mit dem Titel „Aktiv gegen extrem rechte Zeitungen“ versucht, unsere Zeitschrift in die Nähe des Rechtsextremismus‘ zu rücken.

    Wir weisen diesen Versuch mit Empörung zurück und fordern verdi und die verdi-Jugend auf, diese Diffamierung umgehend zu beenden und COMPACT aus der Broschüre herauszunehmen.

    Im Einzelnen heißt es in der genannten Broschüre:

    „Unter den Autoren/-innen und Kooperationspartner/-innen finden sich nahezu ausschließlich Rechtsliberale, Rechtskonservative oder Vertreter/-innen der Neuen Rechte.“ (Grammatikfehler im Original)

    Entweder lügen die Kritiker, oder sie haben COMPACT nur von ferne gelesen. COMPACT hat immer wieder namhafte Linke als Autoren und Interviewpartner gewinnen können. In der aktuellen Ausgabe vom September 2012, die beiliegt, findet Ihr etwa ein Interview mit Diether Dehm (MdB Die Linke).

    Eine kleine Auswahl linker Autoren und Interviewpartner in früheren Heften:

    Roger Willemsen, COMPACT 1/2010
    Hans-Peter Laubenthal (Deutscher Friedensrat, COMPACT 3/2012)
    Rolf Hochhuth, Schriftsteller und Antifaschist, COMPACT 6/2011
    Bommi Baumann (Gründungsmitglied der „Bewegung 2. Juni“), COMPACT 6/2011
    Klaus Höpcke, ehem. Landtagsabgeordneter der Linkspartei und stellv. Kulturminister der DDR, COMPACT 9/2011 und 3/2012
    Hans Modrow, Ehrenvorsitzender der Linkspartei, COMPACT 10/2011
    Gennadi Sjuganow, Vorsitzender der KP Russlands, COMPACT 12/2011
    Hannes Hofbauer, Chef des linken Promedia-Verlages, COMPACT 12/2011, 1/2012 und 4/2012
    Abdallah Frangi, ehem. PLO-Botschafter in der Bundesrepublik, COMPACT 1/2012
    Hans-Jochen Tschiche, Linksgrüner, COMPACT 4/2012
    Otfried Nassauer, Friedensinstitut BITS, COMPACT 4/2012
    Alfred Grosser, Schriftsteller und Holocaust-Überlebender, COMPACT 5/2012
    Ingo Schulze, Schriftsteller, COMPACT 6/2012

    Weiterhin unterstellt die verdi-Jugend COMPACT „Verschwörungshalluzinationen, die teilweise deutlich
    antisemitische Züge haben“. Als einziger Beleg für diese rufmörderische These wird folgende Passage aus den COMPACT-Grundsätzen angeführt: „Wer den Begriff ,Konzentrationslager‘ auf die deutsche Vergangenheit beschränkt, wird die Realität von Abu Ghraib und Guantanamo nicht beschreiben können. Wer vom ,Zionismus‘ nicht reden darf, muss auch vom Faschismus schweigen. Aber wir bei COMPACT lassen uns den Mund nicht verbieten.“ Was sollte daran antisemitisch sein? Wissen die Autoren überhaupt noch, was Antisemitismus ist, oder kleben sie das Etikett jeder missliebigen Meinung auf?

    Ein gutes Beispiel, mit welchen Methoden COMPACT „Verschwörungshalluzinationen“ unterstellt werden, ist der Bezug der verdi-Broschüre auf die COMPACT-Schwerpunktausgabe „Die CO2-Lüge – Dossier: Klimaschwindel“. Was die Kritiker nicht erwähnen: Darin finden sich unter anderem Beiträge des tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Klaus und des FDP Europaabgeordneten Holger Krahmer. Sind diese in den Augen der verdi-Jugend „Halluzinatoren“? Ist das irgendwie „antisemitisch“?

    Abschließend heißt es in dem Traktat, COMPACT erfülle „eine Art Scharnierfunktion zwischen der extremen Rechten und Rechtskonservativen“. Das ist eine unglaubliche Lüge! In COMPACT schreiben keine „extremen Rechten“. Eine „Scharnierfunktion“ wollen wir durchaus einnehmen, aber nicht unter Einschluss von „extremen Rechten“, sondern zwischen „demokratischen Rechten und demokratischen Linken, intelligenten Moslems und intelligenten Islamkritikern“ (aus der COMPACT-Grundsatzerklärung).

    Wer diesen Dialog innerhalb des demokratischen (!) Spektrums ablehnt, hat offenbar selbst eine sehr eingeschränkte Vorstellung von Demokratie. Wer diesen Pluralismus ablehnt, will, dass Gewerkschaften und Linke sich gegenüber bürgerlichen und konservativen Positionen verbunkern, anstatt deren Fragen aufzugreifen. Gerade Oskar Lafontaine und Peter Gauweiler demonstrieren immer wieder in aller Freundschaft, dass ein solcher Dialog, ein solcher konstruktiver Streit absolut notwendig und fruchtbar ist. Gerade die Einheitsgewerkschaften, für die von ihrem Selbstverständnis her Pluralismus und Überparteilichkeit konstitutiv sind, sollten diese Einschränkerei und Ausgrenzerei nicht mitmachen.

    Dessen ungeachtet sind wir uns mit der verdi-Jugend im Grundsätzlichen einig, dass dem Vordringen faschistischer Positionen sich erwehrt werden muss. Wer aber faschistisch und rechtsextrem gleich rechtskonservativ und rechtsliberal setzt und am Schluss sogar noch COMPACT mit seiner “Scharnierfunktion“ darunter rechnet, benutzt den Sammelbegriff „rechts“ offensichtlich zur Ausgrenzung von allem außerhalb des eigenen Dunstkreises. Nicht nur für die Gewerkschaftsarbeit, sondern auch für den ernstgemeinten antifaschistischen Kampf ist das tödlich. „Links und frei“ – dieses Credo setzte Willy Brandt gegen autoritäre Strömungen in der Arbeiterbewegung, die in Repression und Verboten ihr Heil suchten. Die Gewerkschaften sollten dem Credo von Willy Brandt treu bleiben.

    Wir fordern verdi und die verdi-Jugend dazu auf:

    * Bitte nehmt Stellung zu unserem Brief.
    * Bitte nehmt COMPACT-Magazin aus der Nachauflage der genannten Broschüre und aus dem Internet-PDF heraus.
    * Bitte informiert alle bisherigen Bezieher der Broschüre schriftlich, dass es ein Fehler war, COMPACT in die erste Fassung der Broschüre aufzunehmen.

    Gerne stehen wir für ein Gespräch zur Verfügung.

    Mit kollegialen Grüßen