Donald Trump hat seinen Angriff auf die US-Notenbank wiederholt: in einem gestrigen Tweet attackierte der US-Präsident den Notenbankpräsidenten Jerome Powell. Trump: „Das einzige Problem, das unsere Wirtschaft hat, ist die Fed“. Die Zentralbank habe keinerlei Gespür für den Markt. In privaten Kreisen soll Trump sogar Powells mögliche Entlassung erwogen haben. Hierzulande empört sich die Mainstreampostille FAZ bereits darüber, dass Trump die Autonomie der Federal Reserve Bank gegenüber der Regierung nicht respektiere.

Grund für Trumps Angriffe sind die anhaltenden Kursverluste an den US-Börsen. So stürzte der Dow-Jones-Index um ganze 2,9 Prozent auf unter 22.000 Punkte. Damit erlebt die Wall Street-Kurse ihren schwärzesten Dezember seit 1931.
Aufgrund des Wirtschaftsboom hatte die Fed vier mal die Zinsen erhöht. Letzte Erhöhung fand am vergangen Mittwoch statt und betrug 2,25 – 2,5 Prozent. Damit wolle sie angeblich eine Inflation verhindern, Vollbeschäftigung und Preisstabilität gewährleisten. Trump jedoch vermutet, dass die Zinserhöhug den Wirtschaftsboom vielmehr abwürgen könne. Vor zwei Wochen hatte Jürgen Elsässer zu Beginn von Trumps Kritik an der Fed geschrieben:
„Vordergründig geht es um die Fragen der Zinsen: Die Fed erhöhte diese im laufenden Jahr mehrfach und will offensichtlich an dieser Politik festhalten. Trump befürchtet hingegen, dass durch die Verteuerung der Kreditaufnahme die Realwirtschaft stranguliert wird, weil ihr Kapital für dringende Investitionen fehlt. Die Fed begründet ihr Handeln mit der Sorge um die Geldwertstabilität. Doch das ist vorgeschoben: Seit 2008 hat die Fed nämlich so viel Geld in die Zirkulation gepumpt wie nie zuvor – Geldschöpfung aus dem Nichts, ohne realwirtschaftliche Grundlage. Doch dieses Geld kam dem Finanzsektor zugute, den Banken der Wall Street – während die Niedrigzinspolitik von Trump der Industrie und den Verbrauchern helfen würde. Das ist der Unterschied: Die Fed unterstützt das Finanz-Casino, in dem ihre Besitzer das große Rad drehen – Trump dagegen die Realwirtschaft.“
Aus dem Inhalt des COMPACT-Titelthemas in der Ausgabe 1/2019 „Revolution in Europa – 2019: Chance oder Chaos?“:
Am Sonntag hatte US-Finanzminister Steve Mnuchin ein Krisengremium einberufen. Dabei versicherten ihn die Geldhäuser zwar ihrer Liquidität zur Kreditvergabe, aber beruhigen könnte das die Börsen nicht. Im Gegenteil sorgte dieses Krisentreffen und weitere Aktivitäten Mnuchins angeblich für zusätzliche Verunsicherung an der Wallstreet. Mancher Marktexperte wie Michael Purves Finanzhaus Weeden & Co. bezeichnete die Aktionen als unnötig. Oder wird mit dieser Kritik – wie so oft kurz vor einer Krise – das Vorgaukeln von Normalität versucht?
Weil der Wirtschaftsboom bereits ein wenig abkühle, will die Notenbank die Zinsen im kommenden Jahr nur noch zweimal erhöhen.