Kuba erlebt gerade ein historisch seltenes Ereignis, denn es sind Tausende von Menschen gegen die Regierung auf die Straße gegangen. Laut verschiedenen Medienberichten sollen auch scharfe Schüsse auf die Demonstranten abgegeben worden sein. Mehr über die dramatische Geschichte Kubas im Kalten Krieg können Sie in COMPACT-Spezial „Krieg. Lügen.USA: Die Blutspur einer Weltmacht“ lesen. Hier mehr erfahren.

    So etwas hat es seit dem Maleconazo, also den Unruhen des Sommers 1994, nicht mehr in Kuba gegeben. Tausende von Menschen versammelten sich damals wie heute in zahlreichen Städten ohne staatliche Genehmigung zu Protestdemonstrationen. Vor 27 Jahren hatte sich Kuba nach der Implosion der Sowjetunion wenige Jahre zuvor auf den Tiefpunkt einer umfassenden Versorgungskrise befunden und zahlreiche Menschen hatten versucht, mit Booten von der Insel zu fliehen.

    Staatschef Diaz Canel in Bedrängnis

    Auch die diesjährigen Proteste lassen sich wohl größtenteils auf die miserable Versorgungslage zurückführen, die sich seit der Verschärfung der Wirtschaftssanktionen durch Donald Trump nochmals verschlechtert hat. Dies führte dazu, dass der Kreis der Protestierenden nun weit über die „üblichen Verdächtigen“, also einem überschaubaren Kreis an Künstlern und Intellektuellen, hinausgeht.

    Staatschef Miguel Diaz Canel – man muss sich erst daran gewöhnen, dass kein Castro mehr die Geschicke des Landes führt – hat die Bürger zur Verteidigung der Revolution aufgerufen, doch in den meisten Städten soll die Zahl der Demonstranten, die loyal zur Regierung stehen, unter der Zahl der regierungskritischen Demonstranten geblieben sein.

    US-Politik nach Gutsherrenart

    Staatschef Diaz-Canel bezeichnete die Demonstranten als Söldner und Marionetten der US-Regierung, was so ziemlich der schlimmste Vorwurf ist, der in Kuba gegen einen erhoben werden kann. Nun war das Land tatsächlich auch schon vor Fidel Castros Revolution im Jahr 1959 ein Spielball des US-Imperialismus und wurde gleich mehrfach von US-Truppen besetzt. Und der größte Fehler Washingtons in den Jahren nach 1959 bestand in dem Glauben, man könne diese Politik nach Gutsherrenart einfach weiter fortsetzen.

    Exilkubaner nach ihrer Festnahme durch kubanische Milizen im April 1961. Zentrum der von den USA unterstützten Castro-Gegner war Miami in Florida. Foto: picture-alliance / dpa

    So stellt Federico Bischoff in seinem Artikel „Der Fluch der Karibik“ im COMPACT-Spezial „Krieg. Lügen.USA: Die Blutspur einer Weltmacht“ fest:

    „Mit der verhaltenen Sympathie war schon ab Mai 1959 Schluss, als die neue kubanische Regierung eine radikale Agrarreform verkündete, in deren Zuge ausländisches Eigentum an Zuckerplantagen gänzlich verboten wurde. In den ersten 18 Monaten nach der Machtergreifung der neuen Regierung näherte sich diese rasch dem sogenannten sozialistischen Weltlager an. Meilensteine waren dabei der Abschluss eines sowjetisch-kubanischen Handelsabkommens im Februar 1960 sowie die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Moskau drei Monate später. Washington beging nun den Fehler, von der Naivität, mit der es die Castro-Bewegung zuvor betrachtet hatte, direkt in eine galoppierende Paranoia zu fallen, in der es sich nicht mehr um das Völkerrecht scherte und so am Ende fast einen nuklear geführten Dritten Weltkrieg heraufbeschwor.“

    Zur verhängnisvollen Eskalation zu Beginn der sechziger Jahre heißt es:

    „Die Landung einer Truppe aus Exilkubanern in der im Süden der Insel gelegenen Schweinebucht, die am 17. April 1961 erfolgte, geriet zu einem der größten Debakel in der Geschichte der US-Außenpolitik. Die viel zu kleine, von der CIA ausgesuchte und trainierte Invasionseinheit, die gerade einmal aus 1.400 Kämpfern bestand, konnte nur einen winzigen Brückenkopf erobern, an dem sie von der weit überlegenen kubanischen Armee sowie paramilitärischen Milizen festgenagelt und zusammengeschossen wurde. Diese Katastrophe, die einzig und allein dem eigenen Dilettantismus zuzuschreiben war, bremste die Washingtoner Administration allerdings nicht in ihrem verhängnisvollen Tatendrang. Am 13. März 1962 legte der Generalstab des US-Verteidigungsministeriums Kennedy den Geheimplan zur Operation Northwoods vor. Er sah Terroraktivitäten vor, die von US-Agenten ausgeführt, aber den Kubanern in die Schuhe geschoben werden sollten, um einen Kriegsvorwand zu schaffen.“

    „Vaterland und Leben“ statt „Vaterland oder Tod“

    Diese Ereignisse sind bis heute tief im kollektiven Gedächtnis Kubas verankert und dürften wohl auch dazu beitragen, dass die jetzt aufflammenden Demonstrationen wohl nicht in einem Umsturz münden. Die Demonstranten, die den Schlachtruf „Patria y Vida“ (Vaterland und Leben) zu ihrem Motto gemacht haben, da er einen Gegensatz zum castristischen „Patria o Muerte“ (Vaterland oder Tod) bilden soll, sind einfach noch in zu geringer Zahl auf den Strafen unterwegs, um zu einer echten Gefahr für die Sicherheitsorgane der Regierung zu werden.

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