Die Landesschiedskommission der Linken in NRW hat am Montag ein Ausschlussverfahren gegen Sahra Wagenknecht eröffnet. Beantragt hatten dies einige Mitglieder: Die 51-Jährige habe der Partei «schweren Schaden» zugefügt. Als Hauptbeweis führen die Antragsteller Wagenknechts neues Buch Die Selbstgerechten an. In COMPACT 7/2021 lesen Sie, warum die Linke mit ihrer prominentesten Genossin hadert. Es folgt ein Auszug.

    Vielleicht hatte Eva von Angern eine böse Vorahnung. Längst im Parlament, mühte sich der Spross des Magdeburger Uradels durch das Staatsexamen. 2006 eröffnete sie eine Anwaltskanzlei in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt. Eine Rückversicherung, «damit ich nach einem Ausscheiden aus dem Landtag meinen Lebensunterhalt selbst verdienen kann», bekennt die dreifache Mutter auf ihrer Webseite.

    Der erzwungene Abschied aus der Politik ist für von Angern zunächst vertagt. Auch das historisch schlechteste Wahlergebnis der Linken in Sachsen-Anhalt sicherte deren Spitzenkandidatin noch einmal den mit knapp 6.900 Euro pro Monat dotierten Parlamentssessel.

    Doch die Zeiten, als die Sozialisten in Magdeburg öffentlich von einem Ministerpräsidenten träumten, sind lange vorbei. Und langsam wird es eng für die einstige Volkspartei Ost. «Die Linke erlebte einen desaströsen Wahlabend und erleidet die größten Verluste aller Parteien», fasste selbst die parteinahe Rosa-Luxemburg-Stiftung zusammen.

    Andere Zeiten: Oskar Lafontaine unter Kumpels, 1997. Heute hat die Linke das Vertrauen der Arbeiter verloren. Die Partei wetteifert mit den Grünen um die Gunst der urbanen Milieus. Foto: picture-alliance / dpa

    Sachsen-Anhalt bestätigt damit den Trend. Von Thüringen abgesehen – wo Ministerpräsident Bodo Ramelow sein Konterfei bei den letzten Wahlen bereits ohne Parteizugehörigkeit plakatieren ließ – befindet sich die SED-Nachfolgerin in ihren einstigen Hochburgen im freien Fall.

    Auch in Brandenburg stürzte die Linke innerhalb von zehn Jahren von 27 Prozent auf zehn Prozent. In Sachsen halbierte sie sich im gleichen Zeitraum auf ebenfalls nur noch zehn Prozent. In Berlin und Mecklenburg-Vorpommern droht im Herbst weiterer Aderlass.

    Konkurrenz beim Sprint in den Abgrund macht der Linken vor allem die SPD. Demoskopen prognostizieren der Funktionärstruppe um Saskia Esken ein Ergebnis, dass auf nationaler Ebene zuletzt bei den Reichstagswahlen von 1887 unterboten wurde.

    Die letzten Linken

    In der Stunde der Gefahr gönnt sich die Linkspartei dabei einen besonderen Luxus: Taube Ohren für die Mahner in den eigenen Reihen. Oskar Lafontaine – einst zusammen mit Gregor Gysi Vorsitzender – wird als Faktotum von der Parteiführung gerade noch geduldet. Dabei gehören die von ihm geführten Linken im Saarland zu den wenigen Landesverbänden, denen aktuelle Umfragen noch Zuwächse versprechen.

    Lafontaines Ehefrau, der früheren Fraktionsvorsitzenden im Bundestag Sahra Wagenknecht, bläst der Sturm noch schärfer ins Gesicht. Ihre Wahl zur Spitzenkandidatin der Bundestagsliste in Nordrhein-Westfalen nach einer Schlammschlacht war – ebenso wie die Nominierung ihrer Getreuen Sevim Dagdelen – für die 51-Jährige nicht mehr als ein seltener Punktsieg.

    In der eigenen Partei ist Wagenknecht isoliert, ihr Nimbus in den Augen der Genossen verblasst. Viele ihrer Schildknappen haben bereits kapituliert. Fabio de Masi, Finanzpolitiker der Bundestagsfraktion und einer der Mitgründer von Wagenknechts gescheiterter Sammlungsbewegung Aufstehen, schmiss den Bettel hin.

    Seine Erklärung wirkt wie eine Grabrede auf seine Partei:

    Identität ist wichtig im Leben. Sie darf aber nicht dazu führen, dass nur noch Unterschiede statt Gemeinsamkeiten zwischen Menschen betont werden und sich nur noch ”woke” Akademiker in Innenstädten angesprochen fühlen.

    Weit weg von den Sorgen der meisten Deutschen: Mit diesem Bild wirbt die Linke in der «Regenbogenhauptstadt» Berlin auf ihrer Website. Foto: Juan R. Velasco / Shutterstock

    Doch auch bei Linken – als Partei wie als politisches Milieu – ist es «ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt» (Karl Marx). Dieses gesellschaftliche Sein hat sich fundamental gewandelt – allerdings durch einen regelrechten personellen Austausch.

    Nicht mehr Arbeiter, kleine Angestellte oder Arbeitslose bilden die Basis. «Heute ist auch die Linkspartei überwiegend eine Akademikerpartei und wird von ähnlichen Bevölkerungsgruppen gewählt wie SPD und Grüne», so Wagenknecht in ihrem Buch Die Selbstgerechten.

    Die Formation buhle um die Gunst der «Lifestyle-Linken», meist Abkömmlinge «gut situierter Helikoptereltern», die «das Augenmerk auf immer kleinere und immer skurrilere Minderheiten» richten und «ihre Identität jeweils in irgendeiner Marotte finden».

    Die Analyse der gebürtigen Thüringerin sei «die reinste Abrechnung mit dem Programm der Partei Die Linke und mit der gesellschaftlichen Linken», monierte nach dem Erscheinen im April nicht nur Luigi Pantisano. Doch der Kommunalpolitiker aus Baden-Württemberg steht fast prototypisch für den Wandel seiner Partei.

    Mit der Unterstützung von Grünen sowie NGOs wie Fridays for Future, Seebrücke und Black Lives Matter scheiterte der Sohn italienischer Migranten 2020 bei der Oberbürgermeisterwahl in Konstanz. Er versprach, dort «eine lebenswerte Stadt für alle Menschen zu gestalten, ganz unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Geldbeutel und sexueller Identität».

    Seinen Lebensunterhalt verdient Pantisano nun als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Stuttgarter Wahlkreisbüro des einstigen Linken-Vorsitzenden Bernd Riexinger – also praktisch als akademisierter Funktionär. In einem Interview mit der grünen-nahen Taz  sprach er im April von der «sogenannten Arbeiterklasse». Wagenknecht, so sein Verdikt, «beleidigt viele Menschen und Bewegungen, die sich für eine andere Klimapolitik und gegen Rassismus einsetzen».

    Am Katzentisch der Mächtigen

    Doch die erbittert geführte Auseinandersetzung dreht sich nur scheinbar um identitätspolitische Schrullen klimastreikender Oberschichtskinder. Im Kern handelt es sich – in der Sprache linker Traditionalisten – um die Klassenfrage… Ende des Textauszugs.

    Den vollständigen Beitrag lesen Sie in COMPACT 7/2021 mit dem Titelthema «Wuhan: Biowaffen für den Great Reset». Lesen Sie darin, wie weit sich Wagenknecht vom Mainstream der Linken entfernt hat und welche Positionen sie vertritt. Hier bestellen oder auf das Banner unten klicken.

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