Aus den neuerlichen Wahlerfolgen der AfD, die im Osten nun die 30-Prozent-Marke ins Visier nimmt, haben einige selbsternannte Politikanalysten aus dem Westen immer noch nichts gelernt. Sie betreiben Sachsen- oder Ossi-Bashing, und merken dabei nicht, dass Patriotismus die neue gesamtdeutsche Avantgarde sein könnte.

     „Jeder dritte männliche Wähler in Sachsen hat mutmaßlich Scheiße im Kopf (weil er entweder ein Drecksnazi ist oder weil er glaubt, eine Drecksnazipartei wählen zu müssen, ohne Nazi sein zu wollen).“ Mit dieser Tirade reagierte Michael Lühmann vom Institut für Demokratieforschung auf den Wahlerfolg der AfD am vergangenen Sonntag.

    Man könnte einen Haken unter solche Äußerungen machen und sich nicht weiter darum kümmern, wenn Lühmann nicht einen Tag nach seinem Tweet noch vom öffentlich-rechtlichen ZDF als „Parteienforscher“ vorgestellt und als „Experte“ zum Wahlausgang in Brandenburg im Rahmen eines ausführlichen Interviews befragt worden wäre. Laute und krawallige Oikophobie (also der Hass auf das Eigene) scheint immer noch zu ziehen, wenn man in öffentlich-rechtlichen Anstalten nach Interviewpartnern sucht, die den Zwangsgebührenzahlern die politische Welt erklären sollen.

    „Vermuckeltes Untertanenbewusstsein“

    Auch der Grünen-Politiker Ralf Fücks, der nach seiner Vorstandstätigkeit für die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung vor zwei Jahren das Zentrum Liberale Moderne gründete, kann das Ossi-Bashing nicht ganz lassen. Im heute erschienenen Interview mit der Tageszeitung Die Welt äußert der gebürtige Pfälzer: „AfD und Pegida stehen nicht für bürgerliches Selbstbewusstsein, sondern für vermuckeltes Untertanenbewusstsein.“ Nur einen Satz weiter widerspricht sich Fücks, wenn er anmerkt: „Man muckt auf, erwartet aber, dass die Obrigkeit die Dinge regelt.“ Aufmuckende Untertanen – das ist ja mal etwas ganz Neues.

    In Sachsen und Brandenburg hat die AfD bei den Landtagswahlen alle Erwartungen nochmals übertroffen und erneut bewiesen, dass sie die neue Volkspartei im Osten ist. „Der Osten steht auf – Wer rettet den Westen?“ fragt das COMPACT-Magazin daher in seiner aktuellen Ausgabe. Hier bestellen!

    Wenigstens finden sich in dem Fücks-Interview aber auch einige analytisch richtige Stellen, so wenn er bemerkt: „Die tonangebenden Milieus in Westdeutschland sahen sich 1989 bereits in einer postnationalen Gesellschaft. Sie wollten eine europäische Föderation. Das real existierende Deutschland im Westen entsprach schon 1989/90 nicht dem Deutschlandbild vieler Ostdeutscher.“

    Schon am 13. Juni 2019 gab Mark Schieritz in einer Kolumne für Zeit Online den Ratschlag, die zu erwartenden AfD-Wahlsiege in den mitteldeutschen Ländern zu ignorieren, da hier sehr viel weniger Menschen als in Westdeutschland leben würden. Es gelte, die „Rache der Orte“ zu ignorieren, „die ökonomisch betrachtet eigentlich keine Rolle spielen“.

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    Dumm nur, dass ausgerechnet die politische Linke auch in Westdeutschland unter dem Schlagwort der Ökologie längst einen Deindustrialiserungsprozess eingeleitet hat, der jetzt schon die einstige Herzkammer der westdeutschen Wirtschaft, das Ruhrgebiet, sozioökonomisch hinter viele Städte und Regionen in den neuen Bundesländern zurückfallen hat lassen.

    „Wir nehmen den Atommüll, ihr nehmt Sachsen“

    Diese Entwicklung scheint aber noch nicht bei jedem „Wessi“ dazu geführt zu haben, dass er seine arrogante Attitüde gegenüber den „Ossis“ abgelegt hat. So stellte Ansgar Meyer, Direktor für Medien und Kommunikation beim Erzbistum Köln, nach dem AfD-Einzug in den Bundestag im September 2017 auf seinem Twitter-Account die Frage: „Tschechien, wie wär’s: Wir nehmen Euren Atommüll, Ihr nehmt Sachsen?“

     

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