Schwiegermutterschwarm, Hoffnungsträger, Jamaika-Kapitän, Möglichmacher – all das wird Daniel Günther als Attribut um den Hals gehängt. Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein hat sich im Asylstreit mit Horst Seehofer für Höheres qualifiziert. (Es folgt ein Ausschnitt aus dem Artikel von Bernd Schumacher im aktuellen COMPACT-Magazin – hier zu bestellen)
Bis vor einem guten Jahr kannte ihn außerhalb des eigenen Bundeslandes niemand. Und selbst da stand es nicht gut um Daniel Günther, denn er galt als Königsmörder. Schließlich hatte er im Oktober 2016, kurz vor dem Wahlkampf im kleinen Schleswig-Holstein, den Landesvorsitzenden und designierten Spitzenkandidaten vom Thron gekippt: Dem braven Nordfriesen Ingbert Liebing traute die Landes-CDU plötzlich nicht mehr den Wahlerfolg zu. Der ebenso brav wirkende Günther zeigte Killer-Instinkt und räumte seinen Kollegen aus dem Weg. Nachdem der große Blonde am 7. Mai 2017 überraschend gegen Ralf Stegners SPD siegte, wurde er als Ministerpräsident vereidigt, während Liebing mit dem Posten als Staatssekretär beim Bund vorliebnehmen musste.
Der König von Jamaika
Der Krönung zum jüngsten deutschen Länderchef waren schwierige Verhandlungen vorausgegangen, denn das Wahlergebnis hatte, wie so oft in den letzten Jahren, keine einfache Regierungsbildung zugelassen. Eine Große Koalition, wie sie bei solchen Konstellationen als Notlösung gewählt wird, kam nicht in Frage, da sich die beiden ehemaligen Volksparteien im nördlichsten Bundesland traditionell feindlicher als anderswo gegenüberstehen. Günther, der um jeden Preis Landeschef werden wollte, wagte das Experiment Jamaika. Beim ersten Versuch war Schwarz-Gelb-Grün im Saarland bekanntlich nach nur zwei Jahren gescheitert.
Als nach der Bundestagswahl zunächst auch Angela Merkel auf Jamaika setzte, avancierte der blasse Blonde aus dem Norden zu Muttis Ratgeber. Dass der liberale Posterboy Christian Lindner die ungewöhnliche Allianz nach quälendem Geschacher doch noch verhinderte («Lieber nicht regieren als falsch regieren»), muss die karibische Option nicht endgültig beerdigt haben: Sie wird wieder zum Zug kommen, wenn die ungeliebte GroKo zerbricht. Für diesen Tag steht der Nordlicht-Jamaikaner Daniel Günther in der Pole-Position.

Aufstieg in den Führungskreis
Günther hätte in einem Diadochenkampf in der Nach-Merkel-Ära den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass er völlig unbelastet ins Rennen um die höchsten Weihen gehen könnte. Der Mann ist Familienvater – ein wahltaktischer Vorteil gegenüber dem homosexuellen Jens Spahn – und hat auch nie Krisen verursacht wie Ursula von der Leyen. Wie auch? Sein Werdegang entspricht genau dem, was Politiker im Volk unbeliebt gemacht hat: Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal. Ein völlig unauffälliger Streber – aber wenn er eine Chance wittert, nutzt er sie eiskalt: 2011 soll er bei der Skandalisierung eines Liebesverhältnisses des früheren Landeschefs Christian von Boetticher mitgewirkt haben, dann half er mit, den glücklosen Ingbert Liebing wegzubeißen. (Ende des Auszugs; weiterlesen können Sie im aktuellen COMPACT-Magazin – hier zu bestellen)