Eine Zwischenbilanz von Chefredakteur Jürgen Elsässer – und ein Appell: Unterstützen Sie auch den zweiten COMPACT-Hilfstransport am 13./14./15. August mit Ihrer Spende.

     

     

     

     

     

     

    Foto: Chefredakteur beim Entladen des COMPACT-LKWs in Schuld, 24.7.2021.

    Es ging auf die Knochen, aber es war wichtig, und der Erfolg entschädigt für alle Strapazen: COMPACT ist neben der „Bild“ das einzige Medium, das dringend benötigte Hilfsgüter direkt in das Katastrophengebiet gebracht hat. Und im Unterschied zu der Springer-Lieferung wurde unser Transport sogar vom Chefredakteur persönlich geleitet… Alle anderen Medien rufen zu Geld- oder Sachspenden auf, die an den Staat oder staatsnahe Organisationen adressiert sind – aber von dort gelangt sie nur in den seltensten Fällen zu den leidgeprüften Menschen vor Ort. Das konnten wir im Dorf Schuld wirklich mit eigenen Augen sehen. Aber der Reihe nach.

    Fahrt ins Ungewisse

    Bereits 48 Stunden nach Ankündigung ist am vergangenen Freitag der COMPACT-Hilfstransport in das Katastrophengebiet an der Ahr aufgebrochen. Es war nicht einfach, in die am schlimmsten betroffenen Regionen vorzustoßen: Die A61 ist nach Koblenz gesperrt, außerdem war die zentrale Anlaufstelle für private Initiativen in Ahrweiler am Samstag nicht mehr zugänglich – der Ort war nach einer erneuten Hochwasserwarnung total abgesperrt und wurde teilweise sogar evakuiert. So mussten wir sehr kurzfristig umdisponieren. Mithilfe von Aktivisten vor Ort steuerten wir das kleine Dorf Schuld an – und wurden am Checkpoint der Polizei gestoppt. Aber wir konnten die Beamten überzeugen, dass in unserem beeindruckenden LKW tatsächlich dringend benötigtes Material war, und wurden durchgewunken.

    So wurden Ihre Spenden verwendet: Powerbanks im Wert von 2.260,50 Euro

    Die Hilfe kommt an!

    Im Ort angekommen: Ein Bild der Verwüstung. Wie nach einem Bombenangriff. Häuser weggerissen. oder mit riesigen Löchern in der Wand. Andere stehen schief. Bahngleise weggerissen. In einem Restaurant fehlte die komplette Rückwand. Brücke weggerissen. Der Ortskern eine einzige Schlammwüste. Als wir unsere Ladefläche öffneten, strömten die Menschen aus den Häusern und rissen uns die Sachen aus den Händen: Notstromaggregate, Abwasserpumpen, Powerbanks, Schubkarren, Sackkarren, Gummistiefel, Schutzkleidung, Benzinkanister, Kabelrollen, Handschuhe, Schaufeln, Abzieher… Wir hatten Güter im Wert von etwa 7.500 Euro dabei – im Nu waren sie verteilt. Die Menschen, die kamen, waren herzrührend: Verschlammte Schuhe, beanspruchte Kleidung, trostlose Gesichter. Kein Wunder: Sie haben alles verloren, sitzen in Ruinen, oft ohne Strom und Wasser. Ein paar Dixieklos gibt es, um die Notdurft zu verrichten.

    Unsere Korrespondentin Sophia Fuchs (l.) schrieb zu diesem Bild: „Feierabend! Heute einen Keller komplett leergeräumt und entschlammt.“ Foto: Sophia Fuchs | COMPACT

     

     

     

     

     

     

     

     

    Dass uns die Sachen so aus den Händen gerissen wurde, zeigt: Der Staat, mit wunderschönen Fahrzeugen von THW, Feuerwehr und Polizei und sogar zwei Bundeswehrräumpanzern vor Ort, war bisher nicht in der Lage, die Leute angemessen zu versorgen. Das staatliche Zentrallager am Nürburgring ist voll – aber das Zeug wird nicht zu den Bedürftigen transportiert. Das Ausmaß an Staatsversagen ist unbeschreiblich. Und dazu kommt: Der Ort Schuld – da hat Merkel sich am Sonntag nach der Flut als Retterin und Kümmerin inszeniert. Aber selbst an diesem Vorzeigeort ist danach nichts geschehen, was den Menschen half… Bis COMPACT kam! Freilich hätten wir es nicht geschafft ohne die Fleißigen vor Ort: Luis und Aaron, dazu unsere Reporterin Sophia Fuchs, die schon über eine Woche im Katastrophengebiet Schlamm schippt. Noch ein Unentbehrlicher: Umzugsunternehmer Sven Ebert (Schkopau), der uns mit einem seiner LKWs ausgeholfen hat.

    Zufällig auch vor Ort: TV-Teams von „Spiegel“ und SWR. Die „Spiegel“-Leute stürzten sich auf unsere Verteilaktion, ein Reporter-Bürschel fragte frech, ob ich mich nicht „schäme“, die Not der Menschen politisch auszunutzen. Ich konterte: COMPACT hilft den Menschen völlig unpolitisch und schenkt ihnen das Überlebensnotwendige – aber der „Spiegel“ filmt die Betroffenen nur in ihrem Elend ab wie sterbende Tiere im Zoo und bringt überhaupt keine Hilfe. Wir werden sehen, was Spiegel-TV daraus macht… Volksreporter „Aktivist Mann“ hat zur Sicherheit alles schön dokumentiert.

    Die beste Politik: Politik raushalten und einfach helfen

    Eine politische Lehre ziehe ich aus der Aktion: Man erwirbt sich gerade dadurch Respekt, dass man nicht politisch auftritt, sondern in die Hände spuckt und hilft. Das taten, schon vor uns, Hunderte der bösen Querdenker und Patrioten jeder Schattierung. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, wie Erich Kästner schrieb. Parlamentsgelaber, aber auch radikale Sprüche, Wohlfühl-Demos und Metapolitik – alles für die Katz! Die Regierung und den Staat anzuklagen genügt nicht – die Menschen wollen sehen, dass wir es besser machen. Und: Sie haben es gesehen! COMPACT hat seine Fähigkeiten bewiesen, real etwas zu verändern.

    Wir machen weiter

    So wurden Ihre Spenden verwendet: Großeinkauf beim Baumarkt Hornbach im Wert von 5.198,43 Euro. Dazu kamen noch die powerbanks (siehe Foto oben) und die Transportspesen

    Ein großer Dank geht an die COMPACT-Familie: Unsere Leser haben die Hilfsaktion mit ihren Spenden möglich gemacht. Diese Unterstützung – und die unmittelbare Erfahrung des Elends vor Ort in Schuld – motivieren uns, den zweiten COMPACT-LKW ins Katastrophengebiet zu schicken. Am Wochenende 13./14./15. August soll es weiter gehen. Unsere Hilfe ist keine Eintagsfliege!

    Wir bitten unsere Leser um weitere Unterstützung:

    Herzlich, Ihr Jürgen Elsässer

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