Mag Frankreich auch Macron zum Präsidenten gewählt haben, trotzdem sind seine Bürger ein Vorbild in Sachen Widerstand. Da wird nicht still geduldet. Wie gerne hätte Ex-Präsident Francois Hollande ein paar Schröder-„Reformen“ durchgedrückt. Dennoch unterließ er es, denn ihm war klar: Das Volk würde sich solche Schweinereien nicht bieten lassen. In diesen Tagen erweisen Frankreichs Bürger ihrem Ruf als widerständische Gallier erneut alle Ehre.
Frankreichs Regierung verkündete: Die Kraftstoffsteuer soll erhöht werden: Ein Liter Benzin koste künftig zwei Euro. Begründet wurde die Preiserhöhung mit dem gleichen Argument wie in Deutschland das Fahrverbot: Wegen hohem Diesel-Schadstoffgehalt. Nicht mit uns, sagten sich viele Franzosen. Organisiert von der Gilets jaunes-Bewegung (dt: Gelbe Warnwesten), besetzten Demonstranten gestern Abend im gesamten Land wichtige Verkehrspunkte. So sollte die gesamte Republik lahmgelegt werden.
Laut Le Figaro gab es Kundgebungen an 2034 Orten mit insgesamt 287.710 Demonstranten. In Troyes stürmten ca. hundert Bürger die Präfektur, bis man sie notgedrüngen zum Rathaus umleitete. In Paris standen 1000 Protestierende vor dem Élysée-Palast und forderten Präsident Macron zum Rücktritt auf.
Ganz vorne bei den Blockierern befand sich kein Geringerer als Nicolas Dupont-Aignan, Präsident von Debout France, der bereits auf der COMPACT Souveränitätskonferenz 2012 sprach. Die Regierung schränke mit der Preiserhöhung viele Bürger in ihrer Arbeit und Mobilität ein. Wenn sie keinen Kurswechsel vornehme, werde es zur Revolution kommen, warnte Dupont-Aignan.
Leider überschatteten auch Ausschreitungen die gestrigen Proteste: So wurde eine 63-jährige Demonstrantin von einem Auto überfahren. Laut Innenminister Christophe Castaner sei die Fahrerin zuvor in Panik geraten. Insgesamt wären 227 Menschen verletzt worden. Unter ihnen Polizisten, Feuerwehrleute und Motrorradfahrer. So wurde ein Polizist in Südfrankreich von einem Autofahrer angefahren, als der eine Straßensperre durchbrechen wollte.
Bereits im Mai gab es Massendemonstrationen gegen Präsident Macrons Politik. Damals trieben seine neoliberalen Arbeitsmarktreformen zahlreiche Bürger auf die Pariser Straßen.