Eberhard II, genannt „Eberhard, der Rauschebart“, hatte viele Eigenschaften: Er war liebevoller Vater, mutiger Feldherr, verehrter Volksheld. Dabei war der bärtige Schwabengraf auch durchaus streitbar, aber Zucht und staatliche Ordnung gingen ihm über alles. Als er im Jahre 1362 die Alleinregierung von Württemberg übernahm, war gerade ein Luxemburger im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation an der Macht. Dieser hieß König Wenzel und trug den Beinamen „der Faule“. Eberhard ließ diesen Faulen, der häufig betrunken war, in Böhmen links liegen und kümmerte sich um das Wohl seines Stammlandes Württemberg. Welche Heldentaten er dabei vollbrachte, können Sie in unserer COMPACT-GESCHICHTE-HEFTREIHE nachlesen, die Sie hier abonnieren können.

    Helden Geschichte
    In diesem Heft widmet sich COMPACT zahlreichen bekannten und einigen fast vergessenen Helden des deutschen Volkes (hier bestellbar).

    Es folgt ein Auszug aus COMPACT-GESCHICHTE Nummer 2: Deutsche Helden über Eberhard II und seine Zeit:

    Der Vater, der Feldherr, der Volksheld-Eberhard der Rauschebart (1315-1392)

    Streitbar war der bärtige Schwabengraf auf jeden Fall, aber keineswegs ein ritterlicher Raufbold. Im Gegenteil – Zucht und staatliche Ordnung gingen ihm über alles. Dafür brachte der alte Herr auch manch persönliches Opfer.

    Ein typischer Feudalherr und knorriger Reaktionär war er, dieser Graf Eberhard II. von Württemberg. Vielleicht wirkt er gerade deshalb so sympathisch, weil er sich wohltuend abhebt von jenen Weltverbesserern, die unsere Vergangenheit häufig heimsuchten. Dieser Herrscher saß auf dem hohen Ross, aber er kämpfte auch von dort aus wie ein Berserker. Und das gemeine Volk – man höre und taune – spendete ihm dafür sogar Beifall.

    Seine Gegner nannten ihn „der Greiner“, was man salopp mit „Streithammel“ ins Heutige übertragen kann. Populär wurde der schwäbische Landesvater aber unter dem Beinamen „Rauschebart“. Er lebte in einer Zeit jammervoller Lähmung des Deutschen Reiches. Vor einem Menschenalter hat die Pest den halben Kontinent entvölkert. Seit dem Ende der Staufer-Dynastie 1254 kommt das Land in Europas Mitte nicht mehr zur Ruhe. Es existiert bald keine Zentralgewalt mehr, die den politischen Takt vorgibt. Erst plagt das Interregnum, „die kaiserlose, die schreckliche Zeit“, mit feudaler Anarchie; danach geben die römisch-deutschen Könige (zur Kaiserkrönung fehlt immer die Zeit) sich gleichsam die Türklinke in die Hand; mal regiert ein Habsburger, mal ein Nassauer oder ein Wittelsbacher. Und alle sind nur auf das Wohl der eigenen Dynastie bedacht, nicht auf das des Gesamtreiches.

    Als Eberhard II. im Jahre 1362 die Alleinregierung von Württemberg übernimmt, ist gerade ein

    Luxemburger am Ruder, König Wenzel mit dem bezeichnenden Beinamen „der Faule“. Er hockt häufig betrunken in seinem Stammland Böhmen und laviert wie ein Schacherer zwischen Fürsten, Ritterschaft und Städten. Derweil zerfällt das Reich weiter in zahllose Einzelinteressen. Nirgendwo erblickt man eine Persönlichkeit mit starkem Profil – oder doch? Da gibt es im Südwesten des Reiches einen Mann, der, um 1315 geboren, sein geringes Erbe mit wahrem Löwenmut verteidigt, es mehrt und ihm gegen alle Widerstände Größe verleiht.

    Es ist ja nur ein bescheidenes Ländle, das Eberhard nach dem Tod seines Vaters Ulrich III. zufällt.

    Die Grafschaft Württemberg schwimmt wie eine Insel inmitten von Zersplitterung. Im Norden das

    Kloster Maulbronn, im Osten die Herrschaft Rechberg, südlich die Reichsstadt Ulm, westlich die Grafschaft Hohenberg. Und mittendrin Gebilde, je winziger desto eifersüchtiger auf ihre Pfründen und Privilegien bedacht: Esslingen, Weil der Stadt, Gmünd, Wiesensteig, Rottweil…

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