Nur wenige Stunden nach einem Gerichtsurteil, das seine Auslieferung in die USA bestätigte, wurde der Software-Entwickler John McAfee tot in seiner Zelle in Barcelona aufgefunden. Brisanterweise hatte das IT-Genie schon 2019 prognostiziert, er könne das Opfer eines inszenierten Selbstmords werden. In COMPACT-Spezial Politische Morde, gehen wir mysteriösen Todesfällen auf die Spur: von John F. Kennedy bis zu Rudolf Heß und von Uwe Barschel bis zu Jörg Haider. Hier mehr erfahren.

    John McAfee zählte zu den Ikonen der aufsteigenden IT-Branche im Silicon Valley der 1980er Jahre. Seine Sporen als Programmierer verdiente er sich als Mitarbeiter des Apollo-Programms der NASA in den 1960er und 1970er Jahren, später arbeitete er rund um den Globus für Unternehmen wie General Electric, Lockheed Martin, Xerox, Siemens und IBM.

    Der ganz große Durchbruch gelang ihm dann 1987, als er etwas entwickelte, was heute ähnlich verbreitet ist wie das Smartphone, nämlich die erste Anti-Viren-Software. Anlass dazu war das Auftauchen eines der ersten Malware-Programme überhaupt, die auf den Namen „Pakistani Brain“ hörte und sich über Floppidisketten verbreitete. Innerhalb von nur anderthalb Tagen will McAfee ein Programm geschrieben haben, das darauf ausgelegt war, den Virus wieder zu entfernen.

    Diese Software machte seinen Namen auf der ganzen Welt berühmt und zu einem Markenzeichen – der Durchbruch des Internets beschleunigte die Nachfrage nach seinen Produkten dann nochmals enorm. 1994 zog er sich dann aber aus dem von ihm gegründeten Unternehmen McAfee Associates wieder zurück, drei Jahre später verkaufte er auch alle seine Anteile, was ihm 100 Millionen US-Dollar eingebracht haben soll.

    Experimente im Dschungel von Belize

    Der Mann, der 1945 auf einem schottischen Armeestützpunkt der US-Army als Sohn eines Soldaten geboren wurde, blieb weiterhin ein genialer Kopf. Er entwickelte mit PowWow einen der ersten Instant-Messenger der Welt. Als Investor hatte er ein weniger glückliches Händchen, während der Finanzkrise soll sein Vermögen auf vier Millionen US-Dollar zusammengeschmolzen sein.

    Unverdrossen arbeitete er im mittelamerikanischen Belize ab 2010 im Biotechsektor an der Entwicklung eines Antibiotikums, das durch Bakterien produziert werden sollte. 2012 wurde sein Anwesen wegen des Verdachts auf Herstellung von Drogen von der belizischen Polizei durchsucht, die dann aber feststellen musste, dass dort bloß mit Heilpflanzen experimentiert worden war.

    Merkwürdige Andeutungen bei Twitter

    Im Oktober 2020 war seine Fangemeinde in den sozialen Netzwerken schon in großer Sorge, weil seine Festnahme in Spanien, die wegen mutmaßlicher Betrugsdelikte und Steuerhinterziehung erfolgte, gemeldet wurde.

    Schon zuvor hatte das Computergenie nämlich seinen Befürchtungen Ausdruck verliehen, eines nicht-natürlichen Todes zu sterben. Im Herbst 2018 schrieb er auf Twitter, er habe von US-Behörden „subtile Botschaften“ erhalten, nach denen man beabsichtige, ihn zu töten. Außerdem betonte McAfee, dass falls nach seinem Tod von Selbstmord die Rede wäre, dies falsch sei.

    Quelle: Screenshot Twitter.

    Im Juli 2020 veröffentlichte McAfee ein Video, in dem er die Machenschaften des Deep State, des Tiefen Staates, anprangerte. Hier fand er mehr als deutliche Worte:

    https://youtu.be/13ji4FbhZ88

     

    Die Epstein-Anspielung

    Kurz nach seiner Festnahme in Spanien im Oktober 2020 wiederholte der IT-Sicherheitspionier die Aussage, dass, sollte er tot aufgefunden werden, dies keinesfalls als Szuizd zu werten sei. Er schrieb bei Twitter:

    „Ich bin hier zufrieden. Ich habe Freunde. Das Essen ist gut. Alles ist gut. Wisst, wenn ich mich erhänge, a la Epstein, wird das nicht meine Schuld sein.“

     

    Quelle: Screenshot Twitter.

    Das Q-Rätsel

    Aber es kommt noch dicker: Nur eine Stunde nach dem Ableben von McAfee wurde auf seinem Instagram-Account ein Foto gepostet, auf dem nur der Buchstabe Q zu sehen war, was natürlich eine enorme Resonanz unter seinen Followern fand.

    In einem zahlreich geteilten Post wurde behauptet, dass in den Metadaten des Bildes ein kryptographischer Schlüssel eingebettet sei.

    Quelle: Screenshot Twitter.

    Viele der Follower McAfees erinnerten sich nun auch daran, dass dieser schon im Juni 2019 einen „Dead Man Switch“ angekündigt hatte: Im Falle seines Todes sollten sich automatisch 31 Terabyte an brisanten Daten öffnen, die auch die CIA betreffen würden.

    Quelle: Screenshot Twitter.

    Übrigens: Auch der Anwalt von McAfee sagt, er habe in ständigem Kontakt mit dem Software-Entwickler gestanden. Und dieser habe keinerlei Hinweise darauf gegeben, dass er Selbstmord begehen würde.

    Eine Warnung von Edward Snowden

    Waren die ganzen Tweets und Videos, die McAfee veröffentlichte, nur Scherze eines genialen Nerds, der am Ende seines Lebens im Dschungel von Belize eine Art Musterkommune erreichten wollte, dabei aber sogar einmal kurz unter Mordverdacht geriet?

    Das ist möglich – möglich ist allerdings auch, dass er, der lange mit den Eliten des Silicon Valley auf Du und Du war, tatsächlich über Geheimwissen verfügte. Und dass der Deep State ihn deswegen aus dem Weg räumte.

    In jedem Fall kann man dem Whistleblower Edward Snowden zustimmen, der via Twitter verkündete:

    „Europa sollte diejenigen, die gewaltfreier Verbrechen beschuldigt werden, nicht an ein Gerichtssystem ausliefern, das so unfair – und an ein Gefängnissystem, das so grausam – ist, dass einheimische Angeklagte lieber sterben würden, als sich ihm zu unterwerfen. Julian Assange könnte der Nächste sein. Bis das System reformiert ist, sollte ein Moratorium bestehen bleiben.“

    In COMPACT-Spezial Politische Morde zeichnen wir die Blutspur der letzten 100 Jahre nach. Wir gehen mysteriösen Todesfällen nach: von John F. Kennedy bis zu Rudolf Heß und von Uwe Barschel bis zu Jörg Haider. Alle von uns nachverfolgten Fälle unter dem Banner.


    Diese politischen Mordfälle werden in dem COMPACT-Spezial behandelt:

    Krieg und Unfrieden
    Franz Ferdinand/Sarajevo 1914
    Luxemburg / Liebknecht 1919
    Rathenau 1922
    Schlageter 1923
    Nacht der langen Messer 1934
    Theodor Lessing 1934

    Mord im Kalten Krieg
    Hammarskjöld / Lumumba 1961
    Marilyn Monroe 1962
    John F. Kennedy, Robert Kennedy 1963/1968

    Bleierne Jahre
    Hanns Martin Schleyer 1977
    Siegfried Buback 1977
    Stammheim 1977
    Aldo Moro 1978

     Im Fadenkreuz der Geheimdienste
    Olof Palme 1986
    Rudolf Heß 1987
    Uwe Barschel 1987
    Herrhausen/Rohwedder 1989/1991
    Boris Floricic/Tron 1998
    NSU 1999-2011

    Entsorgung der Unbequemen
    Jürgen W. Möllemann 2003
    Jörg Haider 2008
    Kirsten Heisig 2010
    Alexander Musytschko 2014

    Unser Bestseller COMPACT-Spezial Politische Morde ist als Print-Ausgabe ausverkauft. Sie können das hochbrisante Heft aber noch immer als E-Paper bestellen.

     

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