Der Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR ist aus dem öffentlichen Bewusstsein nahezu verschwunden. In der Bundesrepublik einst als Feiertag begangen, fristet das Gedenken an die Helden des 17. Juni 1953 heute nur noch ein Schattendasein. Ob das auch daran liegt, dass viele Forderungen von damals auch heute wieder ihre Berechtigung hätten? In unserer neuen Sonderausgabe Geschichtslügen gegen Deutschland widerlegen wir die Fälscher unserer Historie. Hier bestellen.

    Auch wenn der DDR-Volksaufstand vom 17. Juni 1953 historisch als Ouvertüre für spätere Aufstände in Ungarn und der Tschechoslowakei gesehen werden kann, so ist eine deutsche Perspektive dennoch angebracht. Die ist aber gerade von den Herrschenden nicht gewünscht…

    Ein Vergleich der damaligen Geschehnisse mit unserer heutigen Situation zeigt: So weit sind wir – gerade in Corona-Zeiten – nicht mehr von solchen Verhältnissen entfernt: Deutschland ist fremdbestimmt, ein Politbüro unter der Führung einer ehemaligen FDJ-Fachkraft für Agitation und Propaganda regiert das Land mit quasi-diktatorischen Vollmachten, Freiheit und Demokratie schwinden, wer Widerstand leistet, bekommt oft genug den Polizeiknüppel zu spüren oder wird unter Beobachtung gestellt.

    Man ahnt, warum ein würdiges Gedenken an die Helden des 17. Juni den heute Regierenden so gar nicht zupass kommt. Werfen wir einen Blick zurück.

    Aufstand gegen Diktatur und Besatzer

    Auslöser der Erhebung war eine am 28. Mai von der Regierung Grotewohl verkündete Erhöhung der allgemeinen Arbeitsnormen um zehn Prozent, was zu Unmut unter den Arbeitern führte. Die Ost-Berliner Tribüne maßregelte die Unzufriedenen barsch:

    Erst besser arbeiten, dann besser leben.

    Aus Wut über diese Provokation traten am 16. Juni gegen 7:00 Uhr früh die Arbeiter von Block 40 einer Baustelle des VEB Bau-Union in der damaligen Berliner Stalinallee, der heutigen Karl-Marx-Allee, in den Streik. Als ein FDGB-Funktionär die Streikenden anderthalb Stunden später zur Arbeit antreiben wollte, schallte es ihm entgegen: „Hau ab, es ist zu spät!“ Achtzig Bauarbeiter marschierten stattdessen zum Regierungssitz in der Leipziger Straße, wenige Stunden später waren es Zehntausende – der Volksaufstand hatte begonnen.

    Sowjetischer T-34/85-Panzer am 17. Juni 1953 in der Berliner Schützenstraße. Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F005191-0040 / CC-BY-SA 3.0

    Schon am Vormittag des 17. Juni griff der Generalstreik von Berlin auf Jena, Magdeburg, Halle, Görlitz, Rostock und andere mitteldeutsche Städte über. Geradezu symbolisch erscheint in diesem Zusammenhang eine Aktion junger Berliner, die die rote Fahne der Kommunisten vom Brandenburger Tor herunterholten und stattdessen Schwarz-Rot-Gold hissten, als unter ihnen schon die Panzerspähwagen der sowjetischen Besatzungsmacht auffuhren.

    Doch das Verhängnis nahm seinen Lauf: Während der Westen außer salbungsvollen Worten nichts übrig hatte für die geschundenen und nach Freiheit, Selbstbestimmung und einem geeinten Deutschland strebenden mitteldeutschen Landsleute, walzten Sowjetpanzer im Verein mit den roten Machthabern den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 blutig nieder.

    Die Helden von Dresden

    Auch Dresden war, wie zahlreiche andere sächsische Städte, Schauplatz der Erhebung gegen das verhasste SED-Regime und die sowjetischen Besatzer. Ermuntert durch die Nachrichten aus Berlin, legten viele der über 5.000 Mitarbeiter des dortigen Sachsenwerks, gemeinsam mit ihren Kollegen von der Dresdner Bau-Union, in den frühen Morgenstunden des 17. Juni die Arbeit nieder und machten sich auf den Weg in die Innenstadt, wo sie sich mit den Beschäftigten aus anderen Betrieben trafen, um auf dem Theaterplatz eine Kundgebung abzuhalten.

    Gegen 13 Uhr sollen dann auf dem Postplatz 3.000 bis 4.000 Menschen versammelt gewesen sein, im Laufe des Nachmittags waren zwischen Postplatz und Theaterplatz bis zu 15.000 Demonstranten unterwegs. Der Volkspolizei und der Roten Armee gelang es zunächst nicht, sie in größerem Umfang aufzuhalten.

    Die Führung der Proteste übernahm schon bald der kaufmännische Angestellte Wilhelm Grothaus, ein früherer Sozialdemokrat, der sich schon unter den Nationalsozialisten als Kopf einer Widerstandsgruppe zeitweise in Haft befand. Da die herbeigerufene kasernierte Volkspolizei und die Sowjetsoldaten jedoch im Vorfeld bereits alle wichtigen strategischen Punkte in Dresdens Zentrum besetzt hatten, löste sich die Demonstration relativ zügig wieder auf.

    Sowjetischer Panzer in Leipzig am 17. Juni 1953. Foto: Bundesarchiv, B 285 Bild-14676 / Autor unbekannt / CC-BY-SA 3.0

    Grothaus und die anderen Mitglieder der Streikleitung fuhren nach Hause und verfassten eine Resolution, die sie als Forderungen der Dresdner Arbeiter nach Berlin weiterleiten wollten. Doch schon in der Nacht auf den 18. Juni wurden die ersten Anführer der Proteste von der Stasi verhaftet, darunter auch Grothaus.

    In einem Schauprozess wurde dieser am 23. Juli wird zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt, da dem früheren NS-Gegner seitens der DDR-Staatsanwälte unterstellt wurde, „die faschistische Diktatur wieder errichten“ zu wollen. Erst 1960 wurde er begnadigt und verließ tief enttäuscht die DDR.

    Nationale Forderungen

    Die Deutung der damaligen Geschehnisse als nationaler Freiheitskampf schmeckt den heute Regierenden natürlich überhaupt nicht. Dabei hatte noch der spätere Bundespräsident Karl Carstens dieses herausragende Ereignis unserer Geschichte als Abgeordneter in einer Bundestagssitzung vom 17. Juni 1975 wie folgt gewürdigt:

    „Sie sangen das Deutschlandlied Auf dem Markplatz in Halle sangen sie unablässig das Deutschlandlied, als ihnen Panzer den Rückzug versperrten. Überall entrollten sie die schwarz-rot-goldene Fahne. Es war ein leidenschaftlicher Appell an (…) die Einheit unseres Volkes, an Freiheit, Gerechtigkeit und brüderliche Solidarität.“

    In der Tat ging es den Aufständischen am 17. Juni 1953 längst nicht mehr nur um die Rücknahme der Arbeitsnormerhöhung, zumal sich die Proteste längst von der betroffenen Arbeiterschaft auf andere Bevölkerungsgruppen ausgeweitet hatten. Auf Handzetteln kursierten zehn Forderungen der Aufständischen, die nicht nur soziale Fragen berührten, sondern ganz zentral auch Fragen nationaler Souveränität, Freiheit und Selbstbestimmung.

    Im Einzelnen wurde gefordert: Volle Sicherheit für die Sprecher des Streiks; freie Rede und Pressefreiheit; Abschaffung der erhöhten Normen; Senkung der HO-Preise; freie Wahlen für ganz Deutschland; Beseitigung der Zonengrenzen; Abzug aller Besatzungstruppen; Abschaffung der kasernierten Volkspolizei; Freilassung aller politischen Häftlinge; Heimholung sämtlicher Kriegsgefangener aus der Sowjetunion.

    Der Publizist Wolfgang Strauss stellte daher zu der nationalen Erhebung in seinem Buch Aufstand für Deutschland – Der 17. Juni 1953 fest:

    „Die Massen ohne Waffen singen das Deutschlandlied, alle Strophen, aber immer wieder die erste Strophe. Der Aufstand, der General-streik, die Revolte gegen Bonzokratie und Normenschinderei – der soziale Protest weitet sich aus zur Nationalrevolution.“

    Kein Wunder also, dass der 17. Juni im Gedenkkalender der Herrschenden bestenfalls noch eine Randnotiz darstellt.


    Wir kämpfen für die Wahrheit: Seit mehr als 75 Jahren wird den Deutschen mit teils haarsträubenden Falschdarstellungen eine Kollektivschuld eingeredet, die einer Überprüfung der historischen Tatsachen nicht standhält. In  COMPACT-Geschichte Nr. 13 Geschichtslügen gegen Deutschland gehen wir falschen Mythen auf den Grund und korrigieren das einseitige Bild: von den angeblich rückständigen Germanen über das säbelrasselnde Preußen, den Ersten und den Zweiten Weltkrieg bis hin zu Reemstmas Wehrmachtsausstellung. Hier bestellen.

    Kommentare sind deaktiviert.